Rofo 2016; 188 - Highlight305_3
DOI: 10.1055/s-0036-1581634

Aktuelle Evidenzlage des Mammografie-Screenings

W Heindel 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster

2002 beschloss der Deutsche Bundestag einstimmig, eine qualitätsgesicherte und flächendeckende systematische Brustkrebs-Früherkennung für Frauen ohne Symptome einzuführen (Mammografie-Screening). 2005 starteten in Nordrhein-Westfalen die ersten Screening-Einheiten in der Regelversorgung, 2010 war das Krebs-Früherkennungsprogramm bundesweit etabliert. Inzwischen kann die Wirksamkeit des Programms in Deutschland mit Fakten und wissenschaftlichen Evaluationen zunehmend belegt werden.

Für die einzelne Frau ergeben sich folgende Konsequenzen:

– Infolge des Screening-Programms werden immer mehr kleine Mammakarzinome ohne Lymphknotenmetastasierung sowie potentiell gefährliche Brustkrebsvorstufen diagnostiziert. Dies erfordert eine sektor- und fachübergreifende Zusammenarbeit in der Betreuung der Patientinnen. Trotz der Diagnose Brustkrebs resultiert für die betroffenen Frauen immer häufiger eine brusterhaltende Therapie, eine schonendere Nachbehandlung und eine bessere Prognose.
– Im Sinne des Proof of Principle wurde gezeigt, dass durch die wiederholte Teilnahme am Screening-Programm einschließlich der Berücksichtigung der sogenannten Intervallkarzinome fortgeschrittene Tumorstadien seltener auftreten. Anders ausgedrückt: Nimmt eine Frau wiederholt am Screening teil und es wird Brustkrebs im Screening oder im 2-jährigen Intervall (sogenannte 2-Jahres-Inzidenz) diagnostiziert, handelt es mit höherer Wahrscheinlichkeit um einen kleinen Tumor oder einen Tumor ohne Streuung im Vergleich zu Erstteilnehmerinnen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass das Mammografie-Screening auch in Deutschland Auswirkungen auf die tumorbedingte Mortalität hat.

Für unsere Gesellschaft lässt sich folgendes Fazit ziehen:

– Wenn Krebs-Früherkennung angeboten wird, sollte dies in einem strukturierten und auswertbaren Programm erfolgen.
– Die aktuellen Ergebnisse lassen positive Auswirkungen auf die Effektivität des Mammografie-Screenings erwarten.
– Die hohe Qualität der Durchführung und die Nutzung wissenschaftlicher Kompetenz eröffnen neue Chancen für die Evaluation und Weiterentwicklung der Brustkrebs-Früherkennung.