Rofo 2016; 188 - Highlight305_4
DOI: 10.1055/s-0036-1581635

Messbare Effekte des Mammografie-Screenings aus epidemiologischer Perspektive

H Hense 1, O Heidinger 2, J Heidrich 2, S Weigel 3, W Heindel 3
  • 1Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
  • 2Epidemiologisches Krebsregister NRW, Münster
  • 3Referenzzentrum Mammografie Münster, Münster

Kurzfassung:

Im Oktober 2005 starteten die ersten Screening-Einheiten des deutschen Mammografie-Screening-Programms (MSP) in Nordrhein-Westfalen, im Jahr 2009 war dann die flächendeckende Versorgung für ganz Deutschland etabliert. Allein in NRW sind über 2 Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren anspruchsberechtigt und werden alle 2 Jahre zu einer Screening-Mammografie im Rahmen des MSP eingeladen. Die Teilnahmerate liegt bundesweit aktuell bei 56%. In Münster etablierte sich mit Beginn des MSP eine interdisziplinäre Forschergruppe, die in Zusammenarbeit von Referenzzentrum Mammografie am Universitätsklinikum Münster, Epidemiologischem Krebsregister NRW und Klinischer Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät die Aufgabe verfolgte, eine intensive Begleit- und Evaluationsforschung des MSP für NRW durchzuführen. Dazu wurden die im Phasenmodell der Kooperationsgemeinschaft Mammografie vorgegebenen quantitativen Parameter (Inzidenzveränderung, Stadienverschiebung, Intervall-karzinomrate und Rate fortgeschrittener Mammakarzinome) für die Erstrunde und die beiden Folgerunden des MSP ermittelt. Die aktuell vorliegenden Ergebnisse für den Zeitraum 2005 bis 2012 zeigen, dass das MSP in NRW nicht nur die Qualitätsanforderungen der Europäischen Leitlinien weitgehend erfüllt sondern auch in den weiter gehenden Surrogatparametern für die Programmwirksamkeit durchgehend günstige Resultate erzielt. Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse kann deshalb erwartet werden, dass sich auch die Brustkrebsmortalität in NRW in der Folge des MSP reduzieren wird. Ein Projekt zur Evaluation der Mortalitätseffekte des MSP läuft seit 2012. Messbare Daten für diesen härtesten aller Endpunkte werden aber erst in zwei bis drei Jahren vorliegen.

Lernziele:

– Beurteilung eines Mammografie-Screening-Programms
– Surrogatparameter der Effektevaluation
– Methoden der Effektmessung und ihre Bewertung
– Stärken und Schwächen des Vorgehens