Rofo 2016; 188 - WISS401_4
DOI: 10.1055/s-0036-1581758

Simulation eines Massenanfalls von Verletzten (MANV) mit einem Vergleich des radiologischen Workflow in zwei Traumazentren der höchsten Versorgungsstufe

S Wirth 1, K Wirth 1, F Mück 1, M Muggenthaler 1, M Reiser 1
  • 1Ludwigs-Maximilians-Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München

Zielsetzung: Ziel war der zeitliche Vergleich des MANV-Workflow in zwei Traumazentren der höchsten Versorgungsstufe.

Material und Methodik: Ein MANV mit 70 Verletzten wurde sehr realitätsnah als Busunglück simuliert. Hierbei waren Schauspielern konkrete Rollen bzw. Akutveränderungen von Krankheitsbildern zugewiesen. Die erste Triage am Unfallort verteilte 7 Patienten an den Standort A (lange Distanzen im Hause) und 5 Patienten an den Standort B (kurze Distanzen im Hause, CT in aller Regel = Schockraum) unseres Klinikums. Die gesamte Versorgungskette wurde so realitätsnah wie möglich simuliert und Zeitintervalle zwischen den relevanten Versorgungspunkten gemessen.

Ergebnisse: Für A war die Gesamtversorgungszeit (Krankenwagenankunft bis Erreichen eines der beiden Endpunkte OP oder Intensivstation) signifikant und relevant länger (A: 31,84; B: 21,60 Minuten; P<0,05). Obwohl die gesamte CT-Dauer für A geringer war (A: 8,86, B: 10,39 Minuten, P = 0,571), genügte dies nicht, um den längeren Aufenthalt im Schockraum (A: 8,46, B: 2,73 Minuten, P < 0,05) und die längere Transferzeit in das CT (A: 1,81; B: 0,06 Minuten, P < 0,05) zu kompensieren. Bedenklich war für beide Standorte die relativ lange Dauer vom Beginn der Bildrekonstruktion bis zu deren Verfügbarkeit an den Endpunkten (A: 23,64; B: 22,45 Minuten, P = 0,873).

Schlussfolgerungen: Wenngleich die Schockraumversorgung und CT-Diagnostik mit langen in-häusigen Distanzen um 50 Prozent länger dauerte als bei mit kurzen Distanzen, so war an beiden Standorten der Beginn der Versorgung an den Endpunkten so gut wie immer innerhalb einer halben Stunde möglich. Vorausgesetzt, dass es keine Personalengpässe gibt, können pro Scannerstunde bis zu 6 Patienten mit einem Standard-Ganzkörperprotokoll oder bis zu 13 Patienten mit einem CT-Triage-Protokoll untersucht werden. Hauptproblem war die lange Dauer der Bildberechnung des Versandes in das PACS, welche knapp zwei Drittel der diagnostischen Gesamtversorgungszeit beanspruchte. Für Extremszenarios wie MANV sollte ein Weg gefunden werden, um die Verfügbarkeit relevanter Bilder an den Versorgungsendpunkten zu beschleunigen.