Rofo 2016; 188 - WISS401_5
DOI: 10.1055/s-0036-1581759

Relevanz der Zufallsbefunde bei Ganzkörper-CT von polytraumatisierten Patienten

T Kahl 1, FK Razny 1, P Benter 1, K Hegenscheid 1, 2, S Mutze 1, 2
  • 1Unfallkrankenhaus Berlin, Institut für Radiologie und Neuroradiologie, Berlin
  • 2Universität Greifswald, Institut für Radiologie und Neuroradiologie

Zielsetzung: In der Versorgung von schwerstverletzten Patienten hat sich die Ganzkörper-CT zur Evaluierung von traumaassoziierten Verletzungen etabliert. Bei einem Teil der Patienten werden Zufallsbefunde diagnostiziert, deren Anzahl und Relevanz hier dargestellt werden sollen. MAt Material und Methodik: Zwischen September 2014 und April 2015 wurden in der Rettungsstelle eines Maximalversorgers 518 Patienten gemäß der S3-Leitlinie bei Verdacht auf Polytrauma einer Ganzkörper-CT unterzogen. Das Ganzkörper-CT besteht aus einem nativem cCT (120kV, 400mAs, 16x0, 625mm) und einem MSCT von der Schädelbasis bis einschließlich des Beckens (120kV, 180 mAs, 64x0,625mm mit 150 ml i.v. KM) und nachfolgenden multiplanaren Reformatierungen. Die Befundung erfolgte von zwei erfahrenen Radiologen im Konsensverfahren. Die Nebenbefunde wurden nach ihrer Bedeutsamkeit in 4 Kategorien eingeteilt: 1.: sofort behandlungsbedürftig; 2.: zügige Diagnostik bzw. Behandlung; 3.: Abklärung im Intervall; 4.: Normvarianten bzw. irrelevante Befunde.

Ergebnisse: Von 518 Patienten waren 65,4% männlich und 34,6% weiblich mit einem Durchschnittsalter von 52 (±19). Insgesamt hatten 60,4% der Patienten direkte Traumafolgen, bei 19,9% wurde eine weiterführende MRT durchgeführt und 22% der Patienten waren operationspflichtig. Bei 57,9% der Patienten wurden Nebenbefunde diagnostiziert. Davon waren 10% in der 1. Kategorie und damit direkt behandlungspflichtig. Bei 13,3% der Patienten traten Nebenbefunde der 2. Kategorie auf, 48,5% hatten Zufallsbefunde der 3. Kategorie und 39,4% Diagnosen wurden in die 4. Kategorie eingeordnet.

Ergebnisse: Bei der Ganzkörper-CT polytraumatisierter Patienten werden neben den direkten Traumfolgen regelmäßig Zufallsbefunde erhoben. Bei 10% der Patienten ergaben sich daraus direkte Behandlungsnotwendigkeiten einer z.T. lebensbedrohlichen Erkrankung. Weiterhin wurden u.a. Erkrankungen in einem frühen und damit therapierbaren Stadium erkannt. Somit steigt die Relevanz der Zufallsbefunde bei Ganzkörper-CT polytraumatisierter Patienten.