Rofo 2016; 188 - RK421_3
DOI: 10.1055/s-0036-1581776

Ist die Diffusionswichtung für die Beurteilung des Therapieansprechens sinnvoll?

H Schlemmer 1
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum, Radiologie, Heidelberg

Kurzfassung:

Die Diffusionswichtung (DWI) als Teil der multiparametrischen MRT ist mittlerweile ein wertvoller Kontrastgebungsmechanismus für die onkologische Bildgebung. Sie gibt Aufschluss über Diffusionseigenschaften von Wassermolekülen in Geweben und liefert mikrostrukturelle Gewebeinformationen, die unspezifisch mit einer erhöhten Zelldichte korrelieren. Bei den kontrastgebenden Mechanismen spielen allerdings weitere biologische Faktoren eine Rolle, wie die biochemische Zusammensetzung des interstitiellen Raumes, Membraneigenschaften der Zellen und die Mikrovaskularisation des Tumors. Als Teil einer multiparametrischen MRT besitzt DWI bereits einen festen Stellenwert bei der Diagnostik unterschiedlicher Tumoren. Besondere Vorteile im klinischen Kontext sind die schnelle Durchführbarkeit, die Robustheit, die relativ leichte Interpretierbarkeit bei hoher Hintergrundunterdrückung und hohem Kontrast, die automatisierbare Berechnung quantitativer Messwerte (ADC, IVIM, Kurtosis), sowie die Tatsache, dass keine i.v. Kontrastmittelgabe benötigt wird. Damit ist die DWI ein idealer Kandidat für einen Biomarker, der für das Therapieresponse-Monitoring quantitative Messwerte über die zeitliche Veränderung funktioneller und mikrostruktureller Tumoreigenschaften liefern kann. Hierfür ist das klinische Potenzial für unterschiedliche Tumorentitäten belegt, insbesondere auch hinsichtlich moderner zielgerichteter Therapien. Bislang limitierend für den klinischen Einsatz in der Breite ist allerdings, dass noch keine Übereinkunft über standardisierte Sequenzprotokolle etabliert werden konnte. Folge hiervon sind fehlende Multicenterstudien und damit ein mangelnder Evidenznachweis, der wiederum Voraussetzung für einen Einzug in Leitlinien wäre.

Lernziele:

– Prinzipien und klinische Indikationen der DWI in der Onkologie
– Standardisierte Befundinterpretation der DWI im klinischen Kontext
– Möglichkeiten der DWI für die quantitative Beurteilung des Therapieansprechens.