Rofo 2016; 188 - WISS208_5
DOI: 10.1055/s-0036-1581907

Klinisches Anforderungsverhalten und Effizienz radiologischer Versorgungsprozesse

B May 1
  • 1MBM Medical-Unternehmensberatung GmbH, Geschäftsführung, Mainz

Zielsetzung:

Das Management der klinischen Radiologie konzentriert sich auf die Verbesserung ihrer Versorgungsprozesse. Vorrangig sind dabei Kostenaspekte. Wirtschaftlich wesentlich wichtiger ist die Schnittstelle zu den anfordernden Kliniken zur Bestimmung des klinisch-relevanten Patientenproblems. Tatsächlich beantwortet die radiologische Versorgung überwiegend eine klinische Fragestellung, die in mindestens 30% der Fälle vom tatsächlichen Patientenproblem abweicht. Das Management von radiologischen Versorgungsprozessen zur Beseitigung dieser Abweichung bewirkt eine Effizienzsteigerung, die etwa den Faktor 10 größer sein kann als das Potenzial zur Verbesserung der eigentlichen Versorgungsprozesse in der Radiologie.

Material und Methodik:

Aus den anonymisierten RIS-Daten von Universitätsklinika, Maximalversorgern und Schwerpunktversorgern werden Wiederholungsuntersuchungen mit der gleichen oder einer anderen Modalität sowie diagnostische Kaskaden unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert, nach eingesetzten Modalitäten innerhalb der Radiologie und getrennt nach den klinischen Hauptzuweisern.

Ergebnisse:

Mindestens 30% der Untersuchungen sind redundant, tragen nicht zu einer Bestimmung des klinisch-relevanten Patientenproblems bei, aber zur Verlängerung der Verweildauer und der Versorgungskosten. Die meisten diagnostischen Kaskaden beginnen mit konventionellem Röntgen, sie verursachen auch die höchsten Kosten.

Schlussfolgerungen:

Radiologische Versorgung erfordert die „Gatekeeper-Funktion“ trainierter Radiologen mit Indikationsüberprüfung zu Beginn der radiologischen Versorgung. Mindestens 1/3 der Untersuchungen treffen nicht das Patientenproblem. Der klinische Aspekt beim radiologischen Prozessmanagement vermeidet diese Problematik. Teleradiologie ohne direkte klinische Prüfung ist fragwürdig.