Rofo 2016; 188 - WISS308_1
DOI: 10.1055/s-0036-1581911

Anamnesegespräche als sehr effektives Mittel zur Vermeidung von Untersuchungsfehlern und zur Erhöhung der Patientenzufriedenheit

K Nairz 1, J Hevershagen 1
  • 1Inselspital Bern, Universitätsinstitut für Diagnostische, Interventionelle und Pädiatrische Radiologie, Bern

Zielsetzung:

Kampagnen der amerikanischen Interessensgemeinschaften, wie „Face of Radiology“ oder „Radiology Cares“ zielen aus Sorge über die Zukunft des Berufsstands auf einen verstärkten Kontakt zwischen Patienten und diagnostischen Radiologen. Als abstraktes Konzept ist die Forderung im allgemeinen unbestritten, doch in der täglichen Routine erweist sie sich vielerorts als schwer einführbar. Wir wollten einen Weg aufzeigen, der für die Ärzte effizient und bezüglich des Eindrucks auf die Patienten effektiv ist.

Material und Methodik:

Zur Erhebung der Patientenzufriedenheit gestalteten wir einen anonymen Fragebogen, der wichtige Stationen des Untersuchungsprozesses abbildet und positive und negative Kalibratoren enthält. 2 Fragen beziehen sich explizit auf die ärztlich-radiologische Leistung. Die Befragung wurde in mehreren Modalitäten mit unterschiedlich starkem Patientenkontakt und über 3 Jahre hinweg durchgeführt. Eine interne Umfragen unter den Radiologen wurde anonym und online durchgeführt. Zur Dokumentation der Anamnesen und allfälliger Protokolländerungen wurde ein Fragebogen erstellt.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 965 Patienten befragt. Sonografie-Patienten waren bezüglich der ärztlichen Leistung signifikant zufriedener als MR-Patienten, die keinen Patientenkontakt hatten (p < 0.0005). Da 60% der Ärzte einen Kontakt zu ihren Patienten in Form eines Anamnesegesprächs befürworteten, wurde im Folgejahr dieses bei MR-Patienten verpflichtend eingeführt. Die Patientenzufriedenheit mit den Radiologen stieg signifikant (p < 0.0001) und war nicht unterscheidbar von der Zufriedenheit der Sonografie-Patienten (p = 0.18). Bei einer Befolgung von 80% führten Anamnesen in ca. 1% der Fälle zu einer Änderung des anhand der Anmeldung festgelegten Protokolls.

Schlussfolgerungen:

Es zahlt sich aus, wenn Radiologen mit ihren Patienten sprechen. Eine Investition in ein kurzes Ananamnesegespräch resultiert in einer Erhöhung der Patientenzufriedenheit auf das bestmögliche Niveau und hilft fehlerhafte Untersuchungen zu vermeiden.