Z Gastroenterol 2016; 54 - F4
DOI: 10.1055/s-0036-1582091

Chronische Hepatitis E doch nicht so selten?

GI Kirchner 1, M Vogelhuber 2, J Wenzel 3
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
  • 2Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III
  • 3Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg

Hintergrund: Die Hepatitis E wird in Deutschland durch Verzehr von Schweinefleisch (in Europa meistens Genotyp 3) und in seltenen Fällen durch infizierte Bluttransfusionen übertragen. Bis vor wenigen Jahren dachte man, dass die Hepatitis E-Infektion immer ausheilt, aber in den letzten Jahren ist bekannt geworden, dass es bei immunsupprimierten Patienten zu einer Chronifizierung der Hepatitis E kommen kann.

Fallvorstellung: Bei einem aktuell 68-jährigen Patienten war im Juni 1996 ein niedrig malignes Non-Hodgkin-Lymphom i.S. eines lymphoplasmozytischen Immunozytoms diagnostiziert worden. Von 08/09 bis 01/10 erhielt der Patient 6 Zyklen Rituximab+Bendamustin. Wegen eines Progresses der Erkrankung wurden von 03/11 bis 06/11 4 Zyklen FCR (Fludarabin+Cyclosphamid+Rituximab) appliziert. Von 07/11 bis 08/11 erhielt der Patient 2 Zyklen Rituximab. Der Patient hatte von 1999 bis Oktober 2010 immer normwertige Transaminasen gehabt. Eine Hepatitis-Serologie vor Gabe mit Rituximab ist nicht erfolgt. Wegen erhöhter Transaminasen (GOT 63 U/l, GPT 156 U/l) erfolgte 10/11 eine Hepatitis-Serologie (bezüglich Hepatitis A, B und C) und die Erstdiagnose einer Hepatitis B-Infektion (HBsAg positiv, HBV DNA 2,7 × 107 Kopien/ml, HBeAg positiv) wurde gestellt. Es wurde eine Therapie mit Viread 245 mg/Tag begonnen. 02/13 fiel die HBV DNA bis auf 1,0 × 102 Kopien/ml ab (GOT 38 U/l, GPT 86 U/l). HEV-IgG war positiv und HEV-IgM negativ. 03/15 war die HBV DNA negativ, aber die Transaminasen waren nach wie vor erhöht (GOT 95 U/l, GPT 166 U/l). Es erfolgte eine Bestimmung der HEV RNA (PCR), welche 7,4 × 106 Kopien/ml (Genotyp 3a) betrug. Aus Rückstellproben der Mikrobiologie konnte nachgewiesen werden, dass die HEV RNA bereits seit 10/11 positiv (5,4 × 107 Kopien/ml) war und es sich immer um Genotyp 3a gehandelt hat. Somit wurde neben der chronischen Hepatitis B eine Ko-Infektion mit einer Hepatitis E gestellt. Es wurde zusätzlich zur Hepatitis B-Therapie eine antivirale Therapie mit Ribavirin 600 mg/Tag begonnen. Bereits 6 Wochen später lagen die Transaminasen im Normbereich und sind auch nach 9 Monate später normwertig.

Schlussfolgerung: Bei immuninkompetenten Patienten mit erhöhten Transaminasen sollte neben einer Hepatitis B-Re-Infektion auch an eine Hepatitis E gedacht und eine HEV RNA (PCR) bestimmt werden.