Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A30
DOI: 10.1055/s-0036-1582196

Listeriose in der Schwangerschaft mit tödlichem Ausgang – ein Fallbericht

K Simon 1, R Naglis 1, G Ralph 1
  • 1LKH Hochsteiermark, Standort Leoben, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe

Fragestellung: Wie ist das fetale und maternale Outcome bei Listeriose in der Schwangerschaft?

Fallbericht: Die Aufnahme einer 37-jährigen Viertgebärenden in der 27. Woche schwanger, erfolgte wegen vorzeitiger Wehen und Fieber bis 39,8 °C. Der Schwangerschaftsverlauf war unkompliziert,

kardiotokografisch wurden eine regelmäßige Wehentätigkeit und eine fetale Tachykardie objektiviert.

Die fetale Biometrie, Fruchtwasser und Umbilikaldoppler waren unauffällig, die Zervix zeigte eine Verkürzung auf 12 mm. Das Labor zeigte erhöhte Entzündungsparameter – Leukozyten 14,81 G/L und ein CRP von 32,5 mg/L nachweisbar. Es erfolgte eine Lungenreifeinduktion und Tokolyse. Unter laufender Tokolyse entwickelten sich therapieresistente Wehen und es erfolgte die Spontangeburt eines 795 g leichten Mädchens mit einem APGAR von 2/0/0. Klinisch waren petechiale Hautblutungen auffällig. Der Exitus letalis erfolgte 2 Stunden postpartal nach frustraner Reanimation.

Die Mikrobiologie aus peripherem Blut und Liquor post mortem ergaben eine Infektion mit Listeria monocytogenes, der Obduktionsbefund einen disseminierten Organbefall mit Granulomen der Lunge, Nieren und des Hirnparenchyms. Es wurde die Diagnose einer konnatalen Listeriose gestellt.

Die Mutter wurde am ersten postpartalen Tag beschwerdefrei nach Hause entlassen. Ergebnisse:

Listeriose in der Schwangerschaft ist eine lebensmittelassoziierte Infektion, verursacht durch das Bakterium Listeria monocytogenes. Klinisch zeigen infizierte Schwangere unspezifische

grippeähnliche Symptome, wobei die Infektion für die Mutter eine milde Erkrankung darstellt, Folgeschäden werden auch in der Literatur als selten beschrieben [1]. Die positiven Prädiktoren für das fetale Outcome stellen eine Infektion im 3. Trimenon und die frühzeitige Gabe eines Aminopenicillins dar. Maternales Fieber wird zudem als schlechter Prognosefaktor beschrieben [2]. Schlussfolgerung: Die Diagnose einer Listeriose in der Schwangerschaft stellt ein seltenes Ereignis dar, sollte jedoch bei Schwangeren mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen in die Differentialdiagnostik einbezogen werden. Die Nahrungsanamnese kann entscheidende Hinweise geben. Bei rechtzeitiger Diagnose ist die Therapie der Wahl die Gabe eines Aminopenicillins, obgleich die fetale Mortalitätsrate, vor allem im 1. und 2. Trimenon, hoch ist. Im gegenständlichen Fall muss man von der Annahme ausgehen, dass auch bei sofortiger Gabe eines Aminopenicillins das fetale Outcome nicht verbessert hätte werden können, da bereits das Vollbild einer konnatalen Listeriose vorlag.