Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A6
DOI: 10.1055/s-0036-1583557

Konnatale Cytomegalie Virus (CMV)-Infektion – Epidemiologische Aspekte aus Sachsen-Anhalt

H Rütten 1, 2, A Redlich 2, A Rißmann 1
  • 1Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  • 2Universitätsfrauenklinik, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.

Fragestellung:

Die konnatale CMV-Infektion ist die häufigste nicht impfpräventive Infektion in der Schwangerschaft und wird durch die mütterliche Serumprävalenz bestimmt. Diese liegt nach Literaturangaben zwischen 40 und 60%. Die Prävalenz der konnatalen Infektion wird laut Hochrechnungen zwischen 0,2 und 0,5% für Deutschland angegeben. Durch eine retrospektive Datenanalyse für den Zeitraum 2005 bis 2015 wird die Prävalenz in Sachsen-Anhalt bestimmt. Liegt die Prävalenz im Bereich der Literaturangaben oder deutlich darüber oder darunter?

Methodik:

Für eine epidemiologische Hochrechnung werden verschiedene Quellen aus Sachsen-Anhalt genutzt (Capture-Recapture-Methodik):

  • Datenanalyse der Meldungen aus dem Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt aus 172.544 Geborenen. Fälle von CMV-Infektion und angeborener ZNS-Anomalie (einschließlich Mikrozephalus, Hör- und Sehstörungen)

  • Datenanalyse angeborener CMV-Infektionen Perinatalzentrum Level 1 (jährlich ca. 1.250 Geburten)

  • Hörstörungen im Alter von 3 Jahren (Geburtsjahrgänge 2011 und 2012) Neugeborenen-Hörscreening (33.367 Lebendgeborene)

  • Anzahl Fälle angeborener CMV, Sozialpädiatrische Zentren Halle und Magdeburg

  • Evaluierung des %-Anteils CMV seronegativer Mitarbeiterinnen im reproduktiven Alter am Universitätsklinikum Magdeburg.

Ergebnisse:

Die errechnete Geburts-Prävalenz einer symptomatischen CMV-Infektion für Sachsen-Anhalt liegt zwischen 0,07 pro 1.000 Geburten (0,007%) (unterschätzt, wegen Datenanalyse der schwersten Infektionen) und 9 pro 1.000 Geburten (0,9%) (überschätzt, wegen Datenanalyse aus der Risikopopulation).

Schlussfolgerung:

Dank verfeinerter diagnostischer Verfahren wird die Rate der in der Schwangerschaft detektierten CMV-Infektionen steigen und es stellt sich die Anforderung, eine symptomatische (für das Ungeborene verbunden u.a. mit zerebralen Anomalien oder Hör- und Sehstörungen) von einer, bei der Geburt asymptomatischen Infektion zu differenzieren, die zu Spätschäden (u.a. Hörstörungen) führen kann.