Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A8
DOI: 10.1055/s-0036-1583559

Sektiohysterektomie bei Plazenta praevia e percreta unter temporärer Ballon-Okklusion der Arteria iliaca interna bds.

S Jäkel 1, I Diamantis 2, U Schneider 1, E Schleussner 1
  • 1Abteilung Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
  • 2Abteilung Radiologie, Universitätsklinikum Jena

Fragestellung:

Eine Plazenta praevia et percreta stellt eine hochrisikohafte, invasive Plazentationsstörung dar. Mit zunehmenden Sektioraten steigt die Inzidenz für Plazentahaftungsstörungen. Eine frühzeitige Diagnose optimiert das Betreuungsmanagment der Schwangeren, besonders die Planung des Geburtsprocederes. Massive Blutungen mit den bekannten Folgeproblemen stellen unter eine Sektio caesarea die Hauptproblematik dar.

Fallbericht:

Wir berichten über eine 45-jährige Patientin (G3, P2, Z.n. 2 x Sektio) mit bekannter Plazenta praevia totalis und percreta im Bereich der Vorderwand, welche sich erstmals in der 31. SSW in unserer Klinik vorstellte. Die Einlingsgravidität zeigte sich makrosom mit unauff. Dopplerparametern. Ein MRT verifizierte die Plazenta praevia totalis increta mit breitem Kontakt des Uterus mit der Harnblase ohne Infiltration der Harnblasenmuskulatur.

Aufgrund der zu erwartenden schweren operativen Verhältnisse mit hohem Blutungsrisiko wurde interdisziplinär, im Konsens mit der Patientin, die Re-Re-Sektiohysterektomie in der 36. SSW vereinbart. In der 33. SSW erfolgt die prophylaktische Ureterschienung beidseits. Vor der Sektiohysterektomie wurde, durch die Kollegen der interventionellen Radiologie, eine Crossover-Schleuse mit Ballon in der A. iliaca interna beidseits eingeführt. Nach Entbindung des Kindes (35+5. SSW, 3600 g, Apgar 5/6/8) via Längsschnittlaparotomie in ITN erfolgte die Ballonokklusion der Aa. iliacae internae. Nach Belassen der Plazenta intrauterin und Verschluss der Uterotomie erfolgte die Hysterektomie ohne Salpingoovarektomie nach Standard mit einem Blutverlust von insgesamt 1500 ml. Die Patientin war über den gesamten Verlauf des Eingriffes kreislaufstabil, mittels maschineller Autotransfusion konnte 1000 ml Blut re-transfundiert werden. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unkompliziert.

Schlussfolgerung:

Bei bekannter Plazenta praevia mit in-/percretaeren Anteilen stellt die Möglichkeit der zeitweisen Ballonokklusion der zuführenden uterinen Gefäße eine blutsparende Methode für die Durchführung einer Sektiohysterektomie dar. Dies setzt eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, ein festgelegtes Zeit- und Interventionsmanagement, sowie nach ausführlicher Aufklärung die Bereitschaft der Patientin ausdrücklich voraus. Die Notfallsituation sollte hierbei ausdrücklich vermieden werden und stellte auch in unserem vorgelegten Fall die besondere Herausforderung dar.