Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A17
DOI: 10.1055/s-0036-1583568

Retrospektive Outcome-Analyse nach Dammriss 3. und 4. Grades post partum

N Anastasiou 1, S Schrey-Petersen 2, H Stepan 2, A Heihoff-Klose 2
  • 1Klinikum Sankt Georg gGmbH, Gynäkologie und Geburtshilfe, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland

Eine Analinkontinenz geht häufig mit seelischer und körperlicher Beeinträchtigung einher und ist nicht selten Folge eines Geburtstraumas – Obstetric anal sphincter injury (OASI).

Deutschlandweit werden durch die geburtshilfliche Qualitätssicherung 0,95% DR III° und 0,09% DR IV° registriert. Ein systematisches Review beschreibt eine Inzidenz der Läsionen um 11%. Selbst nach adäquater Primärversorgung eines OASI leiden ca. 39% der Frauen an einer Stuhlinkontinenz.

Unser Ziel war Frauen mit OASI 1 Jahr nach Primärversorgung nach typischen Beschwerden zu befragen, die resultierende soziale und emotionale Beeinträchtigung zu erfassen und ihnen ein Therapieangebot zu machen.

Ein standardisierter Fragebogen „Manchester Health Questionaire“ wurde an alle Frauen gesendet, die in den Jahrgängen 2013 – 2015 im Universitätsklinikum Leipzig und Klinikum St. Georg einen OASI erlitten haben. Erfasst werden Defäkationsprobleme sowie deren Effekt auf verschiedene Domänen der Lebensqualität. Durch einen Flyer wurden die Betroffenen auf eine „Nachsorgesprechstunde“ des UKLs aufmerksam gemacht.

Von 120 identifizierten Fällen konnten 94 Fragebögen zugestellt werden, 49 wurden beantwortet. 19 Patientinnen aus dem ersten Halbjahr 2015 wurden 3 Monate nach Versorgung in der Nachsorgesprechstunde gesehen und nochmals 1 Jahr post partum befragt. Nur einzelne Patientinnen der Jahre 2013 und 2014 kamen auf das Nachsorgeangebot zurück, obwohl nicht selten typische Symptome wie ein imperativer Stuhldrang, eine Flatusinkontinenz und vereinzelt sogar eine Stuhlinkontinenz angegeben wurde.

Auch wir müssen feststellen, dass trotz standardisierter Operationsverfahren viele Frauen nach einem OASI Beeinträchtigungen davontragen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass, wenn eine frühzeitige Anbindung an Versorgungsstrukturen erfolgt, es den Frauen möglicherweise leichter fällt, Hilfsangebote wahr zu nehmen.