Fragestellung: Die Messung der muskulären Leistungsfähigkeit spielt für die Beurteilung des Rehabilitationserfolges
nach einem Schlaganfall eine wichtige Rolle. Aufgrund einseitiger paretischer Beeinträchtigungen
von Muskelkraft und Koordination sind Standardmethoden wie z.B. Ganggeschwindigkeit,
Stair-Climbing- oder Laufband-Tests bei Schlaganfallpatienten nicht anwendbar. Ein neues Testprotokoll
zur quantitativen Messung der Muskelfunktion bei Schlaganfallpatienten soll hier evaluiert
werden.
Methodik: Untersuchungen zur Muskelfunktion mit MOTOmed® wurden bei Patienten (n = 35, mittleres Alter 68,9 ± 8,4 Jahre, 69% männl., Barthel-Index
57 ± 16) innerhalb von drei Wochen nach einem Schlaganfall durchgeführt. MOTOmed® ist ein Ergometer-ähnliches Trainingsgerät zur Nutzung im Sitzen im Stuhl oder Rollstuhl
für Patienten mit eingeschränkter Mobilität. Wiederholte Tests wurden an zwei verschiedenen
Tagen (mittleres Intervall = 2,7 Tage) durchgeführt. Bei individuell definiertem Widerstand
des Ergometers (80% der Maximalkraft) wurde die Zeit bis zur Erschöpfung des Patienten
gemessen. Die Reproduzierbarkeit des MOTOmed® Testprotokolls wurde als Variationskoeffizient (CV) berechnet. Eine Gruppe junger,
gesunder Probanden (n = 20, mittleres Alter 32,4 ± 6,8y, 20% männl.) wurde als Kontrollgruppe
mit höherem Leistungsniveau im Vergleich untersucht.
Ergebnis: Alle Schlaganfallpatienten waren trotz vorhandener Parese in der Lage das vorgegebene
Trainingsprotokoll wiederholt zu absolvieren. Es wurde weder ein Ceiling-Effekt noch
ein Floor-Effekt beobachtet. Die mittlere Dauer der Belastungstests bis zur Erschöpfung
der Schlaganfallpatienten lag bei den beiden Testwiederholungen bei 127 ± 58 s, bzw.
132 ± 62 s. Die mittlere Differenz zwischen erstem und zweitem Belastungstest betrug
5 ± 12 s und der Variationskoeffizient dieses Testprotokolls ergab einen Wert von
7,3%. In der jüngeren Kontrollgruppe konnte ein ähnlicher Variationskoeffizient mit
CV = 7,2% beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Das hier verwendete MOTOmed®-Untersuchungsprotokoll ist ein robuster und zuverlässiger Test für die quantitative
Einschätzung der physischen Kapazität von Schlaganfallpatienten mit paretischer Beeinträchtigung.
Die gute Reproduzierbarkeit des Testes empfiehlt diese Untersuchungsmethode als quantifizierbare
Endpunktmessung, z.B. für klinischen Studien. Weitere Untersuchungen in anderen Kohorten
mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit sind erforderlich, um die Validität dieser
Methode zu bestätigen.