Fragestellung: Mangelernährung ist ein häufiges und ein schwerwiegendes Problem. In einer großen
bundesweiten Studie wird eine Prävalenz von 27,4% ermittelt. Darüber hinaus ist eine
Mangelernährung mit einem längeren Krankenhausaufenthalt, einer höheren Morbidität
und Mortalität verbunden. Daher ist es unabdingbar alle stationär aufgenommen Patienten
auf das potenzielle Risiko einer Mangelernährung zu untersuchen. Der NRS-2002 wird
als Mangelernährungsscreening von der ESPEN als Goldstandard empfohlen. Nach unserer
klinischen Erfahrung ist der NRS-2002 jedoch bei vielen Patienten schwer zu erheben,
da Patienten nicht oder nur mit großem Aufwand gewogen werden können oder die Quantifizierung
des Gewichtsverlust oder der verminderten Nahrungszufuhr nicht möglich ist. Daher
ist es unser Ziel ein Screeningverfahren zur Detektion der Mangelernährung zu entwickeln,
das einfach und flächendeckend durchzuführen ist.
Methodik: Auf zwei Stationen der I. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz haben
wir im Zeitraum vom 1. April bis zum 30. September 2014 alle Patienten befragt. Insgesamt
wurden 462 Patienten in die Studie eingeschlossen.
Neben der Ermittlung des Mangelernährungsrisikos mittels NRS-2002 wurden eine Reihe
von anderer Items abgefragt.
Mittels logistischer Regression soll ermittelt werden wie gut die erhobenen Fragen
das Ergebnis des NRS-2002 vorhersagen können. Da unserer Screeningverfahren maximal
aus zwei Fragen bestehen soll führten wir Regressionen für jede Variabel und alle
möglichen Kombinationen aus zwei Variablen durch.
Ergebnis: Nach NRS-2002 weisen 35,3% der untersuchten Patienten ein Risiko für eine Mangelernährung
auf. Nach Durchführung der logistischen Regression wies die Variabel „Ungewollter
Gewichtsverlust“ „Ja und Unklar“/“Nein“ eine Spezifität von 76,5% und eine Sensitivität
von 92,5%. Durch die Kombination mit einer zweiten Frage konnte die Sensitivität nicht
relevant gesteigert werden.
Schlussfolgerung: Durch die einfache Frage „Haben Sie im vergangenen halben Jahr Gewicht verloren?“
können 92,5% der Patienten mit Mangelernährungsrisiko detektiert werden. Patienten,
die diese Frage nicht sicher oder gar nicht beantworten können werden als Risikopatienten
verstanden. Ein anthropometrisches Maß ist zur Durchführung nicht von Nöten. Somit
ist unser Screeningtool auch bei Patienten anwendbar, die nicht zu wiegen sind oder
die keine vollständigen Angaben machen können.