Überleitung von traditionellem Wissen in die moderne ärztliche Praxis am Beispiel der tibetischen Rezeptur Srog 'zin 10 (Padma Nervotonin)

Die tibetische Rezeptur Srog 'zin 10 gehört zu den Agar-Rezepturen und wird traditionellerweise bei sog. Windstörungen eingesetzt. Diese umfassen Symptome wie Nervosität, Reizbarkeit, Ein- und Durchschlafstörungen und depressive Verstimmung. Die folgende Fallbeobachtung zeigt den auf dieser Beschreibung basierenden Einsatz der Rezeptur in der westlichen Praxis.

Eine Patientin (68) litt bereits seit vielen Jahren an Nervosität, vegetativer Dystonie und Panikattacken. Ein psychischer Zusammenbruch vor 5 Jahren hatte zur vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit geführt. Trotz teilweiser Erholung, die ein reduziertes Arbeitspensum möglich machte, hatte die Patientin aber nach wie vor leichte Panikattacken, vegetative Dystonie mit Herzrhythmusstörungen und allgemeine Nervosität. Verschiedene Therapieversuche, u.a. eine 8 Monate dauernde Behandlung mit einem Kombinations-Trockenextrakt aus 4 Pflanzen, brachte keine ausreichende Stabilisierung. Probatorisch wurde Srog 'zin 10 (Padma Nerven-Tonikum, 2 × 2 Kapseln täglich) eingesetzt. Über 4 Monate verbesserten sich Nervosität sowie vegetative Störungen deutlich und die Angstsymptomatik leicht. Es wurden keine unerwünschten Wirkungen beobachtet und insgesamt trat eine deutliche psychische und vegetative Stabilisierung ein. Die Behandlung wird weitergeführt.

Der Einzelfallansatz zeigt exemplarisch, dass eine Übersetzung von traditionellem Wissen in einen modernen medizinischen Kontext möglich ist und auch eine Grundlage für die wissenschaftliche Erforschung solcher Rezepturen legen kann. Damit die Herausbildung einer europäischen Tradition möglich ist, müssen die Präparate aber legal bezogen werden können; wie etwa die Rezeptur Srog 'zin 10, die in der Schweiz als kantonal zugelassenes Arzneimittel (Padma Nerven-Tonikum) erhältlich ist. Erfreulicherweise hat der Schweizer Gesetzgeber diese Möglichkeit der Innovation für traditionelle Arzneimittel erkannt und ermöglicht im neu überarbeiteten Heilmittelgesetz explizit die erleichterte Überführung in eine nationale Zulassung.