Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37 - P13
DOI: 10.1055/s-0036-1584476

Isolierung und Strukturaufklärung von Naturstoffen aus Scleroderma bovista

B Kovács 1, Z Béni 2, M Dékány 2, I Zupkó 3, J Hohmann 1, A Ványolós 1
  • 1Universität Szeged, Institut für Pharmakognosie, Szeged, Ungarn
  • 2Spektroskopische Forschung, Gedeon Richter oAG., Budapest, Ungarn
  • 3Universität Szeged, Institut für Pharmakologie und Biopharmazie, Szeged, Ungarn

Der Gelbflockige Kartoffelbovist (Scleroderma bovista Fr.) ist eine giftige Pilzart aus der Familie Sclerodermataceae. S. bovista ist in ganz Europa verbreitet und findet sich von August bis Oktober in sandigen Laub- und Mischwäldern. Dieser Pilz hat einen 3 – 5 cm durchmessenden rundlichen oder kartoffelförmigen Fruchtkörper. Das innere Fleisch ist am Anfang gelblich, wird aber schnell schwärzlich, durchgezogen mit feinen hellen Adern. Die Hülle ist dünn, lederartig, häufig körnig. S. bovista ist stiellos; die Fruchtkörper sitzen auf dem Boden auf. Über seine Inhaltsstoffe sind keine Informationen vorhanden [1].

Fruchtkörper von S. bovista wurde in 2014 in Szeged (Ungarn) gesammelt. Der Wassergehalt des Pilzes wurde durch Gefriertrocknung entfernt. Das trockene Material (560 g) wurde im Perkolator mit Methanol bei Raumtemperatur extrahiert. Der Extrakt wurde durch Flüssig-Flüssig-Extraktion fraktioniert, um die Verbindungen zwischen n-Hexan und dann Chloroform zu verteilen. Der Chloroform-Extrakt wurde mehrmals mittels Flash-Chromatografen mit ELS-Detektor fraktioniert, um auch die UV-inaktiven Verbindungen isolieren zu können. Die Aufarbeitung des n-Hexan-Extrakts wurde mit Säulenchromatografie begonnen. Während der Trennung wurden beinahe 300 Fraktionen gesammelt, die mit Flash-Chromatografie gereinigt wurden. Aus dem Pilzmaterial wurden 6 Stoffe isoliert, deren Strukturen mit spektroskopischen Methoden – NMR und MS – aufgeklärt wurden. Die Verbindungen lassen sich von der Steroidstruktur und Ceramidstruktur ableiten. Alle Inhaltstoffe wurden zum ersten Mal aus S. bovista isoliert und das 5 – 8-OH-Steroidderivat ist ein neuer Naturstoff. Die zytotoxische Aktivität der n-Hexan- und Chloroform-Extrakte wurden gegen Tumorzellen getestet und beide zeigten starke Wirkung. Wir planen weitere pharmakologische Untersuchungen der isolierten Naturstoffe, um die Anzahl der potenziellen Antitumorwirkstoffe zu bereichern.

[1] Guzman G et al. Rev Mex Biodivers 2013; 84: 173 – 191