Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37 - P30
DOI: 10.1055/s-0036-1584493

Förderung und Erhalt traditioneller pflanzlicher Medizin und ihre Einführung in die „Moderne“

R Wilmanowicz 1
  • 1Praxis Dr. Renate Wilmanowicz, Düsseldorf, Deutschland

Bidens alba DC. (Asterac.), Stachytarpheta jamaicensis (L.) Vahl (Verbenac.), Bursera simaruba (L.) Sarg. (Burserac.) sind karibische Pflanzen mit traditioneller Anwendung gegen Erkrankungen der Haut, der Blase und des Magen-Darm-Trakts mit antientzündlichen und antibakteriellen Eigenschaften. Die Zubereitungs- und Applikationsformen sind unterschiedlich (z.B. Tee, Abkochung, Auflage). Stemodia maritima (L.) (Plantaginaceae, alt: Scrophulariac.) ist eine karibische Pflanze mit ähnlichen Eigenschaften, Indikationen und Applikationen wie o.g. aber mit geringer Zytotoxizität im MTT-Assay.

Wässrige/ethanolische Extrakte der Pflanzen wurden auf ihre antientzündliche (5-LOX) Wirkung in Zellversuchen (HaCat-Zellen) und auf ihre antibakterielle Wirkung (MIC/MBC: MRSA, P. aeruginosa, S. aureus, S. epidermidis, A. baumanii) untersucht. Bereits ab 74 µg/ml eines der o.g. ethanolischen Einzel-Pflanzenextrakte wurde eine IC50 hinsichtlich 5-Lipoxygenase erzielt. Eine Kombination aus z.B. Bursera und Stachytarpheta zeigte eine IC50 von 51 µg/ml. Alkoholische Extrakte zeigten bessere MIC/MBC als wässrige. Die antibakterielle Wirkung gegen grampositive Bakterien (MIC/MBC = 1/2 mg/ml) war stärker als gegen gramnegative (MIC/MBC = 4/4 mg/ml). Dieses Projekt ist Teil einer im Prüfungsverfahren anhängigen Patentanmeldung (Forschungserlaubnis, Non-CITES (Unbedenklichkeit bezüglich der Ausfuhrgenehmigung) Pflanzensourcing, unabhängige Untersuchungslabore). Anwendungsbeobachtungen bei ausgewählten Hautindikationen zeigten erste therapeutische Erfolge. Für künftige Erzeugnisse ist die Überprüfung durch klinische Studien erforderlich.

Parallel entstand ein erstes Buch über 70 Pflanzen aus dem Gedanken heraus, Wissen zur Pflanzenmedizin (u.a. Bahamas) zu bewahren und wieder in die (europäische) Gesellschaft einzuführen [1, 2]. Versuche und Verwendung auch außereuropäischer und mediterran gut anbaubarer Pflanzen würden die Wirksamkeit vieler Rezepturen wissenschaftlich überprüfen und fundierte Phytotherapie fördern. Das käme Patienten zu Gute, könnte langfristig wichtige Pflanzen erhalten und diese für innovative Phytopharmaka zugänglich machen, auch auf dem europäischen Markt.

[1] Wilmanowicz R. Bush medicine in the Bahamas – a modern approach. Createspace 2011

[2] www.bush-medicine.com