Zentralbl Chir 2016; 141 - A7
DOI: 10.1055/s-0036-1586272

Low Anterior Resection Syndrom (LARS) – eine Analyse bei 265 Patienten nach anteriorer Rektumresektion wegen Karzinoms mithilfe des LARS Scores

J Kupsch 1, K Matzel 2, T Jackisch 1, A Sims 1, H Witzigmann 1, S Stelzner 1
  • 1Krankenhaus Dresden Friedrichstadt, Viszeral-, Allgemein- und Thoraxchirurgie, Dresden, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Chirurgie, Erlangen, Deutschland

Einführung: Funktionelle Darmentleerungsstörungen nach anteriorer Rektumresektion sind ein häufig beobachtetes und für den Patienten trotz des Schließmuskelerhaltes belastendes Problem. Die fehlende Reservoirfunktion des Enddarmes, direkte Schädigungen des Schließmuskels, die Unterbrechung oder Schädigung der Innervation als Folgen des operativen Eingriffs und der Bestrahlung werden als Ursachen angegeben. Wir untersuchen an einem unselektionierten Patientengut mitunter Funktion stehender Darmpassage die Auswirkungen der Behandlung mithilfe des LARS-Scores [1,2].

Patienten und Methode: Im Zeitraum von 2000 bis 2014 wurden 539 Patienten in unserer Einrichtung wegen eines Rektumkarzinoms anterior reseziert. Nach Identifikation aller verstorbenen Patienten und Stomaträger wurden 336 Patienten angeschrieben und gebeten, ihre derzeitige Situation mithilfe des LARS-Scores einzuschätzen. Die Rücklaufquote betrug 78,9% (n = 265). Die Angaben wurden mit einer Reihe von Behandlungsparametern korreliert.

Ergebnisse: Das Verhältnis von Patienten ohne LARS bzw. mit minor oder major LARS betrug 45,0% zu 19,6% zu 35,4%. Eine signifikante Korrelation mit dem Auftreten eines LARS bestand für die Anastomosenhöhe (38,0% für die partielle mesorektale Exzision vs. 61,4% für die totale mesorektale Exzision oder intersphinktere Resektion), eine stattgehabte Bestrahlung (64,3% vs. 43,1% ohne Bestrahlung) und für das Patientenalter zum Zeitpunkt der Operation. Für eine Anastomosentechnik mit Pouchbildung, das Auftreten einer Anastomoseninsuffizienz, das postoperative Intervall bis zur Befragung (1 Jahr vs. 2 – 15 Jahre) und das Geschlecht ließ sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang herstellen. Eine (erneute) Stomaanlage als Alternative zur bestehenden Situation wurde lediglich von fünf Patienten in Erwägung gezogen.

Schlussfolgerung: Bei Patienten, die sich wegen eines Rektumkarzinoms einer anterioren Rektumresektion unterziehen müssen, ist in ca. 50% mit einem LARS zu rechnen. Trotz der häufig belastenden Symptome wird die Stomaanlage als Alternative kaum in Betracht gezogen. Der LARS score ist ein in der Routine praktikables Instrument zur Messung der Entleerungsbeschwerden nach anteriorer Rektumresektion, welches zwischen möglichen Einflussgrößen differenzieren kann.