Hintergrund: Durch die Globalisierung wird die Bevölkerung immer vielfältiger. Es kann davon ausgegangen
werden, dass der Anteil von Migranten auch zukünftig weiter zunehmen wird, was den
Bedarf nach professionellen Pflegeleistungen wahrscheinlich werden lässt. Migranten
unterscheiden sich jedoch von der autochtonen Bevölkerung z.B. hinsichtlich ihrer
Pflegebedürfnisse. Gegenwärtig wird das Thema „Kultursensible Pflege“ nur peripher
in der Ausbildung behandelt und national existiert keine den Autoren bekannte Fortbildung,
die theoretisch fundiert und evaluiert ist.
Zielsetzung: Das Ziel der Studie bestand darin, den Bedarf und die Rahmenbedingungen für eine
Fortbildung „Kulturelle Kompetenz in der Pflege“ zu evaluieren.
Methoden: Mit einer Zufallsauswahl wurden 4 Kliniken, 24 Alten- und Pflegeheime sowie 57 ambulante
Pflegedienste aus dem Saarland ausgewählt. Befragt wurden Pflegefachkräfte mit einer
einschlägigen Ausbildung im Pflegebereich (N = 437) sowie Pflegedienstleitungen (N
= 38). Den Teilnehmergruppen entsprechend wurden 2 Fragbögen entwickelt. Ein Pretest
erfolgte durch 1 Fachkollegin sowie 2 fachfremde Akademiker und 15 Studenten aus einem
Pflegestudiengang. Die statistische Datenauswertung wurde deskriptiv durch Häufigkeitsverteilungen
mit dem Softwarepaket SPSS 23 durchgeführt.
Ergebnisse: Pflegekräfte erleben und beschreiben eine tendenzielle Zunahme in der Versorgung
von Menschen mit Migrationshintergrund. Wenngleich sich die Mehrheit der Pflegekräfte
bei der Durchführung pflegerischer Interventionen in ihren kulturellen Kompetenzen
sicher fühlt, sieht die Hälfte der Pflegekräfte einen hohen eigenen Fortbildungsbedarf
in diesem Bereich. Die Pflegekräfte präferieren eine Fortbildungsdauer von 2 – 3 Tagen
mit einer 4- oder 8-stündigen Dauer je Fortbildungstag. Insbesondere wird der Zeitrahmen
von 08:00 bis 12:00 Uhr bei einer Dauer von 4 Stunden und 08:00 bis 16:00 Uhr bei
einer Dauer von 8 Stunden bevorzugt. Die finanzielle Selbstbeteiligung der Pflegekräfte
an den Fortbildungskosten ist als gering einzuschätzen, wobei über 90% der befragten
Einrichtungen eine Fortbildungsteilnahme fördert. Über 80% der befragten Pflegekräfte
würden an einer Fortbildung teilnehmen, was für die Konzeption eines Curriculums spricht.
Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Die Ergebnisse der prospektiven Evaluation geben wichtige Hinweise auf die Rahmenbedingungen,
unter denen Pflegekräfte an einer Fortbildung zur kulturellen Kompetenz in der Pflege
teilnehmen und Pflegedienstleitungen eine Teilnahme gewähren würden. Die Ergebnisse
sollten bei der Konzeption eines Curriculums berücksichtigt werden. Die Fortbildung
kann einen Beitrag zur Verbesserung der transkulturellen Kommunikation und einer qualitätsgerechten
Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund leisten.