Gesundheitswesen 2016; 78 - A173
DOI: 10.1055/s-0036-1586682

Gesundheitsförderung aktiv gestalten. Klettern für die mentale Gesundheit

E Quilling 1, E Ordelmans 1, M Müller 1
  • 1Deutsche Sporthochschule Köln, Köln

Hintergrund: In den letzten Jahren zeigten Studien immer wieder, dass soziale Auffälligkeiten und psychische Störungsbilder bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland vermehrt auftreten (RKI 2013). Dabei wurde festgestellt, dass Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Stadtteilen stärker von diesen Entwicklungen betroffen sind (RKI 2008, HBSC 2012). Um diese Auffälligkeiten zu vermindern, wurde ein Präventionsprojekt entwickelt, dass insbesondere sozial benachteiligte Kinder anspricht. Durch ein naturerlebnisorientiertes Sommercamp sollte u.a. der Umgang in einer Gruppe, das Erlernen von sozialen Kompetenzen und das Erfahren von Selbstwirksamkeit die Teilnehmenden in ihren Lebenskompetenzen stärken. Zudem sollte die Freude an Bewegung durch zahlreichen Aktionen vermittelt werden.

Methode: In den Sommerferien 2014 und 2015 wurden jeweils zwei Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche von 9 bis 16 Jahren aus sozial benachteiligten Stadtteilen kostenfrei angeboten. Die Tagesgestaltung wurde gemeinsam von Pädagogen und Sportwissenschaftlern adressatengerecht strukturiert. Tagsüber wurden diverse Aktionen angeboten, die das aktive Erleben und die Naturerfahrung fokussierten. Die Teilnehmenden waren für die Interventionsdauer in Zelten untergebracht.

Die Datenerhebung fand nach einem Mixed-methods-Design statt. Zum einen wurden Fragebögen zum Beginn und zum Ende jeder Intervention eingesetzt. Diese beinhalteten Fragestellungen zur persönlichen Ausgangslage sowie Skalen zu Einstellungen gegenüber der eigenen Person und Handlungsstrategien (Sense of Coherence, Resilienz, Coping-Strategien). Zum anderen wurde ergänzend eine strukturierte Beobachtung durchgeführt.

Ergebnisse: Die Testung mittels Fragebogen zeigte, dass sich die Kinder und Jugendlichen in Bezug auf die wissenschaftlichen Skalenwerte in sämtlichen Aspekten im Verlauf der Intervention signifikant verbesserten. Der Zugewinn an sozialen Kompetenzen und Handlungsstrategien spiegelte sich ebenfalls in der strukturierten Beobachtung wider.

Diskussion: Die Kinder und Jugendlichen setzten sich durch den aktiv-erlebnisorientierten Ansatz mit sich selbst, ihrer Selbstwirksamkeit und ihrem Verhalten in der Gruppe auseinander. Durch die vielen neuen Herausforderungen, wie bspw. dem Übernachten in der Natur, dem Überwinden der eigenen Angst im Klettergarten und dem Zusammenleben mit einer Gruppe über einen längeren Zeitraum konnten die gesetzten Ziele erreicht werden.

Bei Folgeprojekten soll die Überprüfung der Langfristigkeit der Effekte noch stärker im Mittelpunkt stehen. Aufgrund der Rückmeldungen und der positiven Ergebnisse wird das Vorhaben fortgeführt, um sozial benachteiligten Kindern weiterhin eine Möglichkeit des schönen Ferienerlebnisses mit der gleichzeitigen Verbesserung ihrer sozialen Kompetenzen zu offerieren. Referenzen beim Verfasser.