Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P040
DOI: 10.1055/s-0036-1592683

Die prognostische Bedeutung von Sarkopenie beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom

P Hederich 1, A Hapfelmeier 2, S Metz 3, M Kiechle 1, B Schmalfeldt 1, 4, H Bronger 1
  • 1Klinikum rechts der Isar TUM, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 2Klinikum rechts der Isar TUM, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Deutschland
  • 3Klinikum rechts der Isar TUM, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, München, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Frauenklinik, Hamburg, Deutschland

Zielsetzung: Tumorkachexie, definiert durch die Kombination von Sarkopenie (Verlust von Muskelmasse) und ungewolltem Gewichtsverlust, wird für bis zu 20% aller Krebstode verantwortlich gemacht. Die negative prognostische Bedeutung von Gewichtsverlust beim Ovarialkarzinom ist bereits mehrfach nachgewiesen worden. Ziel unserer Studie war es, Prävalenz und prognostische Bedeutung der Sarkopenie bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom zu untersuchen.

Materialien und Methoden: Skelettmuskelmasse wurde mittels Messung des lumbalen Skelettmuskelquerschnittes auf Höhe von L3 anhand vorhandener CT-Bildgebungen bestimmt. Insgesamt wurden CT's von 128 Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom vermessen. Das Kriterium für Sarkopenie war ein lumbaler Skelettmuskelindex unter 38,5 cm2/m2 (Fearon et al., Lancet Oncol 2011; 12:489). Um Veränderungen von Muskelmasse über die Zeit zu bestimmen wurden 209 Follow-up CT's von 43 Patientinnen untersucht. Korrelationsanalysen mit dem Überleben wurden mit Cox-Regressionsmodellen durchgeführt.

Ergebnisse: 11% aller Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Erstdiagnose sarkopen (95% KI 6 – 20%). Sarkopene Patientinnen zeigten ein signifikant verkürztes progressionsfreies (15 vs. 22 Monate, HR 2,64, 95% KI 1,24 – 5,64, p = 0,012) und Gesamtüberleben (23 vs. 48 Monate, HR 3,17, 95% CI 1,29 – 7,80. P = 0,012). Dieser prognostische Effekt blieb in der multivariaten Analyse unabhängig von Alter, FIGO Stadium oder Tumorrest. Es zeigte sich kein Zusammenhang zwischen BMI und Überleben. In der longitudinalen Analyse zeigte sich sowohl Gewinn, als auch Verlust an Muskelmasse. Veränderung derselben zeigte jedoch keinen Einfluss auf das Überleben.

Zusammenfassung: Sarkopenie bei Erstdiagnose eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms geht mit einem deutlich verkürzten progressionsfreien und Gesamtüberleben einher. Dieser Effekt zeigt sich unabhängig von Alter, FIGO Stadium oder Tumormasse.