Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P077
DOI: 10.1055/s-0036-1592703

Die subzelluläre Lokalisation des G-Protein-gekoppelten-Estrogenrezeptors als Prognoseparameter des frühen Zervixkarzinoms

K Friese 1, 2, D Mayr 3, C Kuhn 1, S Mahner 1, U Jeschke 1, S Heublein 1, 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums der Universität München, München, Deutschland
  • 2Klinik Bad Trissl GmbH, Oberaudorf, Deutschland
  • 3Pathologisches Institut der LMU München, München, Deutschland
  • 4Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Neben den klassischen Kernrezeptoren scheint der G-Protein-gekoppelte Estrogenrezeptor (GPER) eine wichtige Rolle im Estrogen-Signalling zu spielen. Während eine Assoziation von nukleären Estrogenrezeptoren und HPV induzierter Karzinogenese bereits beschrieben werden konnte, ist die Rolle des GPER in diesem Zusammenhang unbekannt.

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Expression von GPER im Zervixkarzinomgewebe sowie eine potentielle Assoziation von GPER zu klinisch-pathologischen Parametern zu bestimmen.

Materialien: Tumorgewebe und Daten von 156 Zervixkarzinompatientinnen wurden retrospektiv analysiert.

Methoden: Das Zervixkarzinomgewebe (n = 156) wurde immunhistochemisch auf GPER getestet und die GPER-Positivität wurde mit klinisch-patholgischen Parametern korreliert.

Ergebnisse: GPER zeigte eine spezifische Anfärbung in verschiedenen subzellulären Kompartimenten. Eine zytoplasmatische Immunreaktivität fand sich bei 82,7% (129/156) der Fälle, während in 74,4% (116/156) eine Membranfärbung (GPERmem) vorlag. Wenige Karzinome (14/156; 9,0%) wurden als komplett GPER negativ klassifiziert, während der überwiegende Anteil der Präparate (101/156; 64,7%) sowohl ein zytoplasmatisches als auch ein membranständiges Färbesignal präsentierte (GPERcyt + GPERmem). Die GPER-Positivität korrelierte mit verschiedenen HPV Indikatoren (E6, p16, p53). Die GPERcyt -Immunpositivität war eng sowohl mit einem verbesserten OS (univariat: p = 0,01, multivariat: p = 0,037) als auch mit einem verlängerten PFS (univariate: p = 0,001, multivariate: p = 0,008) des frühen Zervixkarzinoms (FIGO I) assoziiert.

Zusammenfassung: Die GPERcyt-Positivität ging mit einem verbesserten OS und PFS des FIGO I Zervixkarzinoms einher. GPER wird durch Raloxifen aktiviert. Interessanterweise scheint Raloxifen im Zervixkarzinom-Tiermodell die Rezidiv-Wahrscheinlichkeit zu verringern. Inwiefern diese Beobachtung GPER abhängig ist, bleibt zu untersuchen.