Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P085
DOI: 10.1055/s-0036-1592711

Die Rolle von ECM-1 in Präneoplasien der vorderen Kommissur

FT Stevens 1, TN Fehm 1, M Hampl 1
  • 1Heinrich-Heine-University and University Hospital Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland

Zielsetzung: Die Inzidenz präinvasiver und invasiver Läsionen der vorderen Vulva-Kommissur hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zunehmend werden kleine erosive Läsionen zwischen Klitoris und Urethra mit bislang unklarer Genese diagnostiziert. Die Läsionen gleichen klinisch oft einer lichenoiden Veränderung und weniger einer HPV-induzierten Läsion. Daten aus der UFK Düsseldorf von Karzinomen der vorderen Kommissur zeigen, dass in nur ca. 30% der Tumoren eine HPV-Infektion ursächlich eine Rolle spielt. Aus diesen Ergebnissen leiteten wir die Theorie ab, dass histologische oder immunhistochemische Zeichen eines Lichen sclerosus in diesen Veränderungen nachweisbar sein könnten.

Material und Methoden: Wir analysierten 35 VIN-3 der vorderen Kommissur mittels Expression von HPV-DNA und mittels immunhistochemischer Expression von p53-und ECM-1. ECM-1 ist ein extrazelluläres Matrixprotein, welches bei Patienten mit LS im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe erhöht ist.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der Patientinnen war 54 Jahre. In 49% der VIN 3-Läsionen wurde HPV-DNA nachgewiesen (17/35), 35% zeigten eine Überexpression von p53 (15/35) und in 71% war ECM-1-positiv (25/35). Frauen über 50 Jahre (n = 24) waren zu 63% HPV-negativ, zeigten in 56% eine p53-Überexpression (14/24) und waren häufiger (75%) ECM-1-positiv (19/24). Histologisch fand sich in keiner der Läsionen Zeichen eines LS.

Zusammenfassung: Die Ergebnisse suggerieren, dass HPV in der Pathogenese der VIN 3 der vorderen Kommissur im Gegensatz zu VIN 3-Läsionen anderer Lokalisationen nicht der entscheidende Faktor zu sein scheint. Die hohe Expressionsrate des ECM-1 in 2/3 der Läsionen unterstützt den klinischen Aspekt einer zugrunde liegenden lichenoiden Erkrankung, obwohl histologisch kein LS diagnostiziert wurde.