Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P214
DOI: 10.1055/s-0036-1592763

NK-Zytotoxizitätstest (NKZTT) zur Diagnostik bei rezidivierenden Aborten (RSA) bzw. bei repetitiven Implantationsversagen (RIF) und Intralipid/Immunglobuline als therapeutische Option

CM Santjohanser 1, M Rakhmanov 2, K Hirv 3, K Fiedler 1, G Krüsmann 1, A Wagner 4, W Würfel 1
  • 1Kinderwunsch Centrum München, München, Deutschland
  • 2Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsmedizin, Immunbiologie, München, Deutschland
  • 3Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsmedizin, Immungenetik, München, Deutschland
  • 4Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsmedizin, Reproduktionsgenetik, München, Deutschland

Zielsetzung: Bei 50 – 75% der RSA-Patientinnen und bei 2 – 3% aller ART-Patientinnen nach Transfer von mindestens 6 – 8 morphologisch günstigen Embryonen lässt sich trotz umfangreicher Abklärung keine etablierte Ursache der Fertilitätsstörung finden. Grundvoraussetzung für jede effektive Therapie ist aber das Erkennen der Ursache. Eine erhöhte Lyserate im NKZTT könnte Ursache eines pathologischen Implantationprozesses sein. Lipidinfusionen/Immunglobuline senken die NK-Zellaktivität sowie die Bildung proinflammatorischer Zytokine.

Material und Methoden: Zwischen 2011 und 2015 untersuchten wir n = 320 Patientinnen nach ≥2 idiopathischen Aborten und n = 280 ART-Patientinnen nach Transfer von ≥6 morphologisch günstigen Embryonen versus einer Kontrollgruppe normal fertiler Frauen (n = 50). Bei pathologischen NKZTT-Werten applizierten wir einmal wöchentliche Lipid-/Immunglobulininfusionen vor geplanter Spontankonzeption bzw. ART-Therapie mit Fortführung bis maximal zur 16. SSW teils unter Kontrolle des NKZTT's, bei einigen mit zusätzlicher Gabe von G-CSF. Bei erneutem Abort versuchten wir die Ursache mittels Karyotypisierung des Abortgewebes zu klären.

Ergebnisse: Von den RSA-Patientinnen konnten 73% von einem lebenden Neugeborenen entbunden werden. Die überwiegende Anzahl erneuter Aborte konnte auf chromosomale Anomalien zurückgeführt werden. Bei den RIF-Patientinnen kam es in 31% pro Embryotransfer zum Eintritt einer Schwangerschaft. In 25% handelte es sich dabei um eine biochemische, in 75% um eine klinische Schwangerschaft (baby-take-home-rate = 21%/Embryotransfer).

Zusammenfassung: Die Durchführung des NKZTT scheint hilfreich zu sein in der Diagnostik und Therapieentscheidung von Patientinnen mit meist langjährigem und vielfach vorbehandelten Spontanaborten und idiopathischen, rezidivierendem Implantationsversagen. In weiteren Studien sollen unsere vorläufigen Ergebnisse überprüft und die cut-off-Werte geklärt werden.