Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P365
DOI: 10.1055/s-0036-1592831

Die Gynäkomastie – eine interdisziplinäre Herausforderung

R Fugunt 1, G Helms 1, B Böer 1, J Dezulian 1, IV Gruber 1, U Hoopmann 1, C Ott 1, C Röhm 1, A Staebler 2, B Wiesinger 3, SY Brucker 1, M Hahn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 2Institut für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 3Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Die symptomatische Gynäkomastie ist der häufigste Grund für die Vorstellung von Männern in der interdisziplinären Brustsprechstunde. Neben dem Ausschluss eines Mammakarzinoms muss die Ursache für die Gynäkomastie ermittelt werden, um die Symptome erfolgreich zu therapieren. Ziel dieser retrospektiven Arbeit war es, eine Übersicht der Formen der Gynäkomastie in der klinischen Routine zu ermitteln.

Patienten und Methode: In dieser retrospektiven Arbeit wurden im Zeitraum zwischen 2004 – 2013 360 Männer, die sich mit Symptomen in der Brust vorstellten, evaluiert. Es erfolgte eine strukturierte und beschreibende Auswertung der Symptome, histologischen Befunde und Therapieformen.

Ergebnisse: 360 Männer konnten in diese retrospektive Studie eingeschlossen werden. Bei 239 Männern (66%) wurde die Diagnose einer Gynäkomastie gestellt. Bei 188 dieser Männer handelte es sich um eine Gynäkomastia vera, 43 Männer hatten eine Pseudogynäkomastie und bei 8 Männern handelte es sich um eine Pubertätsgynäkomastie.

Der Altersmedian lag bei 42 Jahren. Der jüngste Patient war zum Zeitpunkt der Vorstellung 12 Jahre, der älteste Patient 88 Jahre alt. Bei 102 Patienten lag ein beidseitiger, bei 86 Patienten ein einseitiger Befund vor. In 100 Fällen wurde eine stanzbioptische Sicherung durchgeführt. In 4 Fällen erfolgte eine Vakuumbiopsie. Neben der symptomatischen Behandlung bzw. dem Ausschalten einer Gynäkomastie verursachenden Noxe entschieden sich 42 Patienten (18%) aufgrund ihrer Beschwerden für eine operative Behandlung (subkutane Mastektomie).

Zusammenfassung: Bei der Abklärung symptomatischer Befunde der Brust des Mannes stellt die Gynäkomastie eines der häufigsten Krankheitsbilder dar. Aufgrund ihrer Beschwerden entschlossen sich 18% der Betroffenen für eine operative Therapie.