Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P397
DOI: 10.1055/s-0036-1592851

Postoperative Fisteln als Komplikation in der Gynäkologie und Geburtshilfe – Zwei Falldarstellungen mit Tipps und Tricks für das operative Therapiemanagement

V Döllinger 1, S Haus 1, C Wolf 1, B Gabriel 1
  • 1St. Josefs Hospital, Frauenklinik, Wiesbaden, Deutschland

Fisteln sind definiert als mit Epithel ausgekleidete unnatürliche Verbindungen zwischen Rektum oder Harnblase und Vagina. Die Prävalenz rektovaginaler Fisteln liegt bei 5% aller analen Fisteln. Aufgrund der daraus resultierenden Sekret- und Stuhlabgänge aus der Scheide entsteht eine hohe psychosoziale Belastung der Patientinnen.

Die 49-jährige Patientin mit Adipositas permagna stellte sich 7 Monate nach vaginaler Hysterektomie wegen CIN III mit Stuhlabgang über die Scheide vor. Gemeinsam mit den koloproktologischen Kollegen wurde nach Diagnostik und Bildgebung das operative Vorgehen diskutiert. Insbesondere wurden ein primär offenes vs. laparoskopisches Verfahren sowie das Risiko einer Resektion mit ggf. notwendigem Anus praeter thematisiert.

Wir präsentieren hier eine schonende laparoskopische Technik bei extrem adipöser Patientin mit Fistelgangexzision ohne jegliche Scheiden- und Rektumeröffnung. Luft- und Blauprobe ergaben prompte Dichtigkeit. Der postoperative Verlauf und das Follow up ergaben einen komplikationslosen und zufriedenstellenden Verlauf.

In unserer zweiten Falldarstellung handelt es sich um eine 33-jährige Patientin mit vesikozervikaler Fistel nach sekundärer Re-Sectio. Es zeigte sich 6 Wochen postpartal ein unwillkürlicher vaginaler Urinabgang. Zunächst erfolgte eine konsequente konservative Therapie mittels Ausschaltung der Fistel per transurethralem Dauerkatheter. Bei deutlich gebessertem, aber weiterhin bestehendem Urinabgang über sechs Monate hinweg, wurde die Indikation zum laparoskopischen Fistelverschluss gestellt. Vierzehn Tage postoperativ zeigte sich eine unauffällige retrograde Zystografie. In unserer Falldarstellung stellen wir die verschiedenen Techniken für den vesikovaginalen Fistelverschluss sowie deren Vor- und Nachteile gegenüber.

Zusammenfassend zeigen beide Fälle, dass zur Therapie vesikovaginaler und rektovaginaler Fisteln, in geübter Hand ein laparoskopisches Vorgehen möglich und aufgrund der besseren Vision, gewebeschonenden Präparation sowie schnelleren Rekonvaleszenz zu präferieren ist.