Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P398
DOI: 10.1055/s-0036-1592852

Zufallsbefund einer abdominalen Tuberkulose bei zystischem Unterbauchtumor

A Schnabel 1, B Seelbach-Göbel 1, S Dostert 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg, St. Hedwig, Regensburg, Deutschland

Die 16-jährige Asylbewerberin aus Äthiopien wurde mit starken Unterbauchschmerzen und V.a. einen Harnwegsinfekt vorgestellt. Die Patientin ist in leicht reduziertem Allgemein- und deutlich reduziertem Ernährungszustand (BMI 16,8). In der Abdomensonografie und dem MRT zeigt sich im rechten Unterbauch eine zystische Raumforderung, sowie freie Flüssigkeit.

Bei persistierenden Unterbauchschmerzen erfolgt die Laparaskopie. Intraoperativ zeigt sich ein hochsuspekter Situs mit einer kleinknotigen granulomatösen Entzündungsreaktion des gesamten Peritoneums, sowie multiple schleierartige Verwachsungen, am ehesten dem Bild einer Miliartuberkulose entsprechend.

In der folgenden Diagnostik konnte ein direkter Nachweis von säurefesten Stäbchen zunächst nicht erfolgen (Urin/Bronchoalveoläre Lavage/Gewebebiopsat Peritoneum: Mikroskopie kein Nachweis säurefester Stäbchen; Kultur: ausstehend; Nucleinsäurediagnostik: PCR-Nachweis Mycobacterium tubercolosis Komplex negativ). Der TBC-Elispot allerdings war hoch positiv.

Histologisch zeigt sich das Bild einer granulomatösen, lediglich kleinherdig-fokal verkäsenden Entzündungsreaktion, suspekt auf eine Tuberkulose.

Bei hochpositivem IGRA (TBC-Elispot, Interferon-Gamma-Release Assay; Goldstandard TBC-Nachweis) wurde auch ohne positiven Nukleinsäurenachweis oder Kultur die Entscheidung zur tuberkulostatischen Vierfachtherapie gestellt für mindestens ein Jahr. Der Zustand der Patientin bessert sich im Verlauf deutlich.

Diskussion: Die Patientin hat auf Grund ihrer Herkunft aus einem Hochrisikoland, der Flucht und des kachektischen Ernährungszustandes mehrere Risikofaktoren für die Infektion oder Reaktivierung der Tuberkulose. Auch bei zunächst eindeutig scheinendem Befund einer Ovarialzyste, müssen auch andere Differentialdiagnosen beachtet werden und dann die interdiziplinäre Betreuung der Patientin im Vordergrund stehen.