Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P421
DOI: 10.1055/s-0036-1592863

CLPB Mutation: Klinisches Fallbeispiel mit pränatalen Ultraschallbefunden

C Müller 1, L Delle-Chiaie 1
  • 1Klinikum Stuttgart, Frauenklinik, Stuttgart, Deutschland

Einleitung: Eine CLPB Mutation ist eine metabolische Erkrankung aufgrund einer Störung der mitochondrialen Funktion. Das klinische Bild einer CLPB Mutation wurde erstmals im Jahr 2015 beschrieben. Die resultierende Mitochondriopathie verursacht eine metabolische Störung, die mit einer neonatalen Enzephalopathie, Neutropenie und Katarakt in variabler Ausprägung assoziiert ist. Wir möchten den Fall zweier schwer betroffener Geschwisterkinder mit pränatalen Befunden präsentieren.

Fallvorstellung: Bei einer 30-jährigen I Gravida zeigten sich im Ultraschall eine fetale symmetrische schwere Retardierung, ein rechtsseitiger Aortenbogen, verminderte Kindsbewegungen und ein Polyhydramnion. Postnatal wies das Kind das Bild einer schweren unklaren Enzephalopathie auf. Die umfangreiche postnatale Diagnostik führte zu keinem Ergebnis. Es wurde mit der Verdachtsdiagnose intrauterine hypoxisch-ischämische Enzephalopathie nach Hause entlassen und verstarb im Alter von 6 Monaten. Bei der raschen Folgeschwangerschaft fiel in der 13. SSW ein rechtsseitiger Aortenbogen auf. In der 20 SSW konnte man auch eine schwere Retardierung, die reduzierten Kindsbewegungen mit Kontrakturen und das Polyhydramnion erkennen. Dieser identische Verlauf der zweiten Schwangerschaft machte uns stutzig und ließ uns an eine gemeinsame genetische Erkrankung denken. Pränatal konnte per Trio-Exome-Diagnostik eine familiäre Mutation mit compound-Heterozygotie im CLPB Gen bei dem Mädchen sowie nachträglich dem verstorbenen Bruder festgestellt werden.

Diskussion: Eine CLPB Mutation kann als Ursache einer schweren Enzephalopathie in Frage kommen. Werden bei einem Paar mit zuvor an unklarer Enzephalopathie erkranktem Kind in der Folgeschwangerschaft pränatal die oben genannten sonographischen Auffälligkeiten beobachtet, sollte an diese Erkrankung gedacht werden. Weitere Diagnostik mit Bestimmung der 3-Methylglutaconsäureausscheidung und nachfolgend Trio-Exom-Diagnostik könnten für die Diagnose entscheidend sein und das postnatale Management optimieren.