Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P444
DOI: 10.1055/s-0036-1592886

Magenperforation nach Schwangerschaft und bariatrischer Chirurgie – eine Seltenheit!?

F Weschenfelder 1, E Bärthel 2, E Schleußner 1, S Schüle 2, H Kißler 2, T Groten 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Geburtshilfe, Jena, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland

Zielsetzung: 49% der Patientinnen, die eine bariatrische Operation zur Therapie der morbiden Adipositas erhalten, sind im gebärfähigen Alter. Die Zahl der Schwangeren nach bariatrischen Operationen steigt weiter. Die Aufklärung über die spezifischen Risiken einer Schwangerschaft nach bariatrischer Operation sollte Bestandteil der perikonzeptionellen Beratung sein.

Methoden: Falldarstellung.

Ergebnisse: 37-jährigen Patientin mit erfolgter Roux-Y-Gastric-Bypass Operation 2012. Im Anschluss Gewichtsabnahme von 50 kg. Spontaner Schwangerschaftseintritt 2015. Bei ausreichend substituierten Spurenelementen und Folsäure zunächst unauffälliger Schwangerschaftsverlauf. Ab der 32. SSW mehrfach stationäre Behandlung bei abdominellen Beschwerden mit massivem Meteorismus, Übelkeit und Erbrechen. Ultrasonographisch zeigen sich Darmschlingenerweiterungen bis 8 cm. Unter Gabe von MCP und Pantoprazol kam es zur Beschwerdebesserung und Entlassung in die ambulante Betreuung unter Fortsetzung der Pantoprazoltherapie. In der 39 SSW kam es zur Spontangeburt eines gesunden Sohnes von 2800 g (< 10 Perzentile) und 49 cm (< 3. Perzentile). Nach zunächst unauffälligem Wochenbettsverlauf entwickelte die Patientin im häuslichen Umfeld ein akutes Abdomen mit Bluterbrechen. Unter dem V.a. eine Hohlorganperforation erfolgte die Laparotomie, in der sich eine Perforation im Bereich der Gastroenterostomie im Sinne eines Ulcus pepticum jejuni sowie eine hochgradige Stenose im Bereich der Fußpunktanastomose zeigte.

Zusammenfassung: Im Zusammenhang mit bariatrischer Chirurgie sind in großen Übersichtsarbeiten bisher schwangerschaftsassoziiert ein 2,2-fach erhöhtes Risiko für eine fetale Wachstumsretardierung und chirurgische Komplikationen in 5% der Fälle während und nach der Schwangerschaft beschrieben. Eine Nahtinsuffizienz in Kombination mit Anastomosenstenose findet sich in der Literatur bisher nicht. Unser Fall zeigt Notwendigkeit der engmaschigen individuellen und interdisziplinären Betreuung dieser Schwangeren.