Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P459
DOI: 10.1055/s-0036-1592901

Hypoimmunglobulinämie im Rahmen einer Präeklampsie und Einfluss auf den Immunglobulinspiegel beim Neugeborenen

M Peryanova 1, HH Heidegger 1, R Kästner 1, S Mahner 1, I Alba-Alejandre 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt, München, Deutschland

Zielsetzung: Es ist bekannt, dass Neugeborene ihren Immunschutz über einen transplazentaren Antikörperaustausch mit der Mutter erhalten. Ein primärer bzw. sekundärer Immunglobulinmangel ist mit einem besonderen prä- und postpartalen Management verbunden.

Fallvorstellung: Eine 37-jährige GII/PI wurde in der 38. SSW zur Abklärung bei serologischem V.a. Immunglobulinmangelsyndrom bei rezidivierender Bronchitis überwiesen. Es lag eine di-di-Geminigravidität vor. Zudem hatte die Patientin Zeichen einer mäßigen Präeklampsie. Nach interdisziplinärer internistischer und neonatologischer Evaluation wurde die Geburtseinleitung bei mäßiger Präeklampsie indiziert und auf eine präpartale Immunglobulintransfusion der Mutter verzichtet.

In der 38+5 SSW kam es zu einem Spontanpartus von 2 gesunden Neugeborenen. Die kindlichen Immunglobuline waren bereits im Nabelschnurblut im Normbereich. Postpartal zeigten die Kinder weiterhin normale Immunglobulinwerte und wiesen keine erhöhte Infektanfälligkeit auf. Die Immunglobulinwerte der Mutter 1 Monat p.p. waren nahezu wieder im Normbereich.

Zusammenfassung: Der mögliche Zusammenhang zwischen sekundärer Hypoimmunoglobulinämie und Eiweißverlust im Rahmen der Präeklampsie wird in der Literatur diskutiert. Unser Fall zeigt, dass bei Hypoimmunglobulinämie der Mutter der Serumantikörperspiegel der Neugeborenen nicht automatisch beeinflusst wird. Es wird vermutet, dass in diesen Fällen eine Hochregulierung der IgG Fc Rezeptoren zu einem erhöhten transplazentaren Austausch führt.