Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P461
DOI: 10.1055/s-0036-1592903

Retrospektive Outcome-Analyse nach Dammriss III. und IV. Grades post partum

A Heihoff-Klose 1, N Anastasiou 2, S Schrey-Petersen 1, H Stepan 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
  • 2Klinikum St. Georg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Leipzig, Deutschland

Zielsetzung: Eine anale Inkontinenz (AI) kann die Lebensqualität substanziell beeinträchtigen – bei jungen Frauen häufig die Folge einer Verletzung des Musculus sphincter ani subpartu (OASI: obstetrical anal sphincter injury). Die Prävalenz einer AI nach Primärversorgung eines OASI variiert zwischen 15 und 61%. Deutschlandweit werden durch die geburtshilfliche Qualitätssicherung 0,95% DR III° und 0,09% DR IV° registriert. Unser Ziel war, Frauen, die ein OASI erlitten hatten, nach typischen Beschwerden einer AI zu befragen, die resultierende soziale und emotionale Beeinträchtigung zu erfassen und ihnen ein Therapieangebot zu machen.

Patientinnen und Methoden: Der standardisierte Fragebogen „Manchester Health Questionaire“ wurde an 120 Frauen gesendet, die in den Jahrgängen 2013 – 2015 im UKL und Klinikum St. Georg einen OASI hatten. Gleichzeitig wurden die Betroffenen auf eine „Nachsorgesprechstunde“ des UKLs aufmerksam gemacht. 49 Fragebögen wurden beantwortet.

Ergebnisse: Die anale Inkontinenz war postpartal mit 38,7% signifikant höher als präpartal (p = 0,001). Die erfassten Symptome der AI hatten Einfluss auf die Lebensqualität. Ein Viertel der Befragten fühlte sich durch die Darmprobleme schlecht. 3,6% dieser Patientinnen gaben an, täglich ängstlich oder nervös, 7,3% manchmal depressiv zu sein. Nur 3 Frauen nahmen das Therapieangebot wahr.

Zusammenfassung: Zwischen präpartal existenter AI und postpartaler sehen wir keinen Zusammenhang. Letztere entsteht vermutlich durch die anatomische Diskontinuität des analen Sphinkters, während präpartal die hormonelle Veränderung und die zunehmende Belastung des Beckenbodens ursächlich sein könnte. Beschwerden post partum sind nicht selten. Möglicherweise fällt es bei frühzeitigem Therapieangebot den Frauen leichter, Hilfe wahr zu nehmen. Ob das Outcome dadurch besser wird, müssen zukünftige Studien zeigen.