Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P545
DOI: 10.1055/s-0036-1592939

Multimodal-ultraschallgestützte Detektion biophysikalischer Eigenschaften des unteren Uterinsegmentes (Narbenregion) bei Z.n. Sectio caesarea

G Seliger 1, K Chaoui 1, C Kunze 2, SD Costa 3, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinikum Halle, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle (Saale), Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Halle, Klinik für diagnostische Radiologie, Halle (Saale), Deutschland
  • 3Universitätsfrauenklinik Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

Zielsetzung: Es fehlen valide Studiendaten, die eine risikoadaptierte Beratung bzgl. Narbenruptur bei Z.n. Sectio zulassen. Bundesweit wurden 2013 konsekutiv ca. 53.000 Re-Sectiones durchgeführt. Faktoren – wie die biophysikalischen Eigenschaften (z.B. Elastizität) des unteren Uterinsegmentes (LUS) – wurden bisher nicht hinreichend untersucht. Wie korrelieren Dicke bzw. funktionelle Elastizität des LUS und Stabilität des LUS bei Z.n. Sectio?

Methoden:

Intraoperativ: Ultraschallgestützte Vermessung, Präparation des LUS und Exstirpation der Narbenregion.

Ex-vivo: Multimodale Untersuchung des Narbengewebes:

A) Messung der Dicke des LUS und

B) quantitative Ultraschall-Untersuchung und Berechnung des Elastizitätsmoduls (Young's modulus, dynamisch) mittels Point shear-wave elastography (pSWE; Siemens Acuson S3000, Philips EPIQ 7, Toshiba Aplio 500). Der Elastizitätsmodul beschreibt den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung (Steifigkeit/Elastizität) bei Verformung eines Materials.

Es schließt sich der Zug-Dehnungs-Versuch an. Über einen Motor wird das LUS schrittweise (bei zeitgleicher Protokollierung der Kraft) gestreckt. Erstellung eines Kraft-Weg-Diagramms und Ermittlung der Hooke'schen Geraden. Die Steilheit der Geraden (= Steifigkeit des Gewebes, statisch ermittelt), Yield Point (Beginn plastischer Verformung) und Break point (Bruchdehnung) werden berechnet.

Ergebnisse: Darstellung der Korrelation von biometrischen sowie quantitativen Ultraschall-Messungen mit den biophysikalischen Eigenschaften (Steifigkeit/Elastizität, Break Point), ermittelt im Zug-Dehnungs-Versuch.

Zusammenfassung: Die Stabilität des LUS bei Z.n. Sectio caesarea korreliert mit der Gewebedicke. Darüber hinaus wird die Stabilität aber auch durch die biophysikalischen Eigenschaften des LUS (Steifigkeit/Elastizität) beeinflusst. Dies ist ein Erklärungsansatz, warum bisher kein zuverlässiger Cut-Off-Wert für die Dicke des LUS definiert werden konnte, der Patientinnen mit hohem Uterus-Rupturrisiko eindeutig identifiziert. Die biophysikalischen Eigenschaften des Narbengewebes sollten in die Ruptur-Risikobetrachtung einbezogen werden.