Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P053
DOI: 10.1055/s-0036-1592974

Morbidität, Mortalität und Überlebenszeit bei Patientinnen mit Darmresektion und postoperativer makroskopischer Tumorfreiheit bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom

LA Otten 1, A Abramian 1, C Kaiser 1, T Hecking 1, TH Ayub 1, A Döser 1, T Höller 2, W Kuhn 1, MD Keyver-Paik 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Bonn, Abteilung für Frauenheilkunde und gynäkologische Onkologie, Bonn, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Bonn, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie, Bonn, Deutschland

Fragestellung: Bei nicht-tumorfrei operierten Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom konnte von unserer Arbeitsgruppe gezeigt werden, dass die perioperative Morbidität bei Durchführung von Darmresektionen erhöht ist, ohne einen Vorteil für das Überleben zu haben. Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss der Darmresektion auf das Überleben und die perioperative Morbidität und Mortalität in einem Kollektiv von tumorfrei operierten Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom zu untersuchen.

Patienten und Methoden: Patientinnen mit den FIGO Stadien IIIA-IVA, die zwischen 2002 und 2014 makroskopisch tumorfrei operiert worden waren (n = 127), wurden retrospektiv analysiert. Patientencharakteristika, Operationsdaten, Darmresektionsraten und perioperative Morbidität und Mortalität wurden unter Verwendung des „MSKCC Grading Systems“ statistisch analysiert und das Überleben ausgewertet.

Ergebnisse: In 62,7% lag ein FIGO IIIC, in 19% ein FIGO IVA Stadium vor (IIIA 5,6%, IIIB 12,7%). Das mittlere Alter betrug 60,8 Jahre (25,0 – 82,8 Jahre). Bei 50% der Patientinnen wurde eine Darmresektion (3,2% Dünndarm, 41,3% Dickdarm, 4,8% Dünn- und Dickdarm) durchgeführt. Postoperative Komplikationen traten in 69,8% der Fälle auf, hiervon 39,7% MSKCC Grad 3 und 4 (u.a Anastomoseninsuffizienz). Die Komplikationsrate war nicht signifikant erhöht bei Patientinnen mit Darmresektion (p = 0,159), eine Patientin verstarb perioperativ. Das OS betrug 51,0 Monate, das PFS 26,5 Monate für Patientinnen mit Darmresektionen gegenüber 47,5 Monaten (OS) und 20,8 Monaten (PFS) (p = 0,484/p = 0,970) ohne Darmresktionen.

Schlussfolgerung: Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und Darmresektion haben keine signifikante erhöhte perioperative Morbidität und erreichen bei makroskopischer Tumorfreiheit trotz initial ungünstiger Tumorlast eine vergleichbare Überlebenszeit gegenüber Patientinnen ohne Darmresektion. Die postoperative Tumorfreiheit bleibt damit der bestimmende Faktor für das Überleben der Patientin.