Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P066
DOI: 10.1055/s-0036-1592987

Prognose und Verlauf beim mikroinvasiven Vulvakarzinom

D Grimm 1, K Prieske 1, C zu Eulenburg 2, E Burandt 3, I Bohlmann 1, B Schmalfeldt 1, L Wölber 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Institut für Pathologie, Hamburg, Deutschland

Zielsetzung: Vulvakarzinome mit einer Stromainvasion ≤1 mm und Durchmesser ≤20 mm werden als mikroinvasiv bezeichnet. Diese Karzinome gelten als prognostisch günstig. Daten liegen kaum vor. Diese Arbeit untersucht Verlauf und Prognose beim mikroinvasiven Vulvakarzinom.

Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse von 46 Patientinnen im Alter von 36 – 87 Jahren (median 58) mit mikroinvasivem Plattenepithelkarzinom der Vulva, die zwischen 1996 – 2015 im Universitätsklinikum-Hamburg Eppendorf mittels weiter Exzision primär operativ behandelt wurden.

Ergebnisse: Bei 38/46 (84,7%) Patientinnen lagen begleitende Dysplasien und/oder chronische Dermatosen der Vulva vor (32 (69,6%) high-grade VIN, 5 (10,7%) Lichen sclerosus und high-grade VIN, 1 (2,3%) alleiniger Lichen sclerosus). Eine R0-Resektion lag bei 35 (76,1%) Patientinnen vor; in 2 (4,4%) Fällen waren Tumorzellen randständig und in 2 (4,4%) eine VIN, bei 7 (15,2%) war der R-Status unbekannt. Das mittlere Follow-up betrug 56 Monate (10 – 185 Monate). Vier Patientinnen (8,7%) erlitten ein invasives Rezidiv nach 4-, 17-, 40- und 60 Monaten, davon drei vulvär und eine inguinal. Alle Lokalrezidive traten bei Frauen mit Lichen sclerosus auf. Zwei Lokalrezidive wurden erneut operativ behandelt, beide zeigten eine Makroinvasion und erhielten eine inguino-femorale-Lymphonodektomie (pN0). Die dritte Patientin lehnte jede weitere Therapie ab. Das Leistenrezidiv wurde mit einer inguino-femorale-Lymphonodektomie beidseits pN (1/15) gefolgt von einer adjuvanten Radiatio von Leisten und Becken behandelt. Alle Patientinnen mit Rezidiv waren bis zum letzten Follow-up rezidivfrei (10-, 29-, 51- und 65 Monaten).

Zusammenfassung: Mikroinvasive Vulvakarzinome zeichnen sich durch eine sehr gute Prognose aus. Die alleinige operative Therapie weist eine hohe Effektivität auf. Bei Patientinnen mit Lichen sclerosus scheint ein erhöhtes Rezidivrisiko vorzuliegen.