Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P099
DOI: 10.1055/s-0036-1593003

Das Lymphödem des Armes als therapieassoziiertes Risiko nach lokoregionärer Strahlentherapie nodalpositiver Mammakarzinome – eine Langzeitbeobachtung

J Rupp 1, 2, D Steinmann 1, C Henkenberens 1, C Hadamitzky 3, F Bruns 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Strahlentherapie und spezielle Onkologie, Hannover, Deutschland
  • 2KRH Klinikum Großburgwedel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Burgwedel, Deutschland
  • 3Med. Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland

Zielsetzung: Untersucht wurden Patientinnen jenseits des üblichen strahlentherapeutischen Nachsorgezeitraums von 5 Jahren, um insbesondere die Langzeit-Prävalenz des Lymphödems und den Einfluss begünstigender Faktoren zu untersuchen.

Materialien und Methodik: Im Zeitraum 2000 bis 2010 erhielten insgesamt 385 konsekutive Patientinnen (Pat.) mit nodalpositivem Mammakarzinom (median: 59,5 Jahre) eine lokoregionäre Strahlentherapie nach vorangegangener Brusterhaltender Operation mit Axilladissektion. Alle erreichbaren Pat. erhielten Fragebögen zu Spätfolgen der Strahlentherapie und zum Lymphödem. Die Antworten wurden mit den dokumentierten Risikofaktoren und den Rezidiv- und Sterbedaten statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt ergaben sich 3 Gruppen für die Auswertung: 200/385 Pat. (51,9%) nahmen an der Befragung teil [Gruppe 1]; bei 67 Pat. (17,4%) enthielten die Akten relevante Nachsorgebefunde [Gruppe 2]; bei 118 Pat (30,6%) fanden sich keine verwertbaren Nachsorge-Dokumente [Gruppe 3]. Der Follow-up Zeitraum betrug für Gruppe 1 + 2 median 8,5 (range: 0,1 bis 16,8) Jahre bzw. 10 (range: 4,8 bis 16,9) Jahre für Gruppe 1. Ein Lymphödem wurde bei 96/267 Pat. (36%) aus Gruppe 1 + 2 festgestellt; dieses trat bei 59 Pat. (61,5%) innerhalb von 5 Jahren und bei 5 Pat. (5,2%) mehr als 5 Jahre nach Ende der Radiatio auf. Anhand der Fragebögen ergab sich ein Stadium I in 10 Fällen (10,4%), Stadium II in 16 Fällen (16,7%) sowie Stadium III in 58 Fällen (60,4%).

Zusammenfassung: Die Langzeit-Prävalenz für das therapie-assoziierte Lymphödem betrug in unserem Kollektiv 36%. In 60% der Fälle handelte es sich um ein ausgeprägtes irreversibles Lymphödem – somit kommt der Früherkennung und frühzeitigen Therapie des Lymphödem eine besondere Bedeutung in der Nachsorge zu.