Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P159
DOI: 10.1055/s-0036-1593036

Synzytiotrophoblastäre extrazelluläre Vesikel induzieren einen toleranten Phänotyp in Lymphozyten

C Göhner 1, 2, JS Fitzgerald 1, 3, J Fledderus 2, 4, M Weber 1, E Schleußner 1, UR Markert 1, MM Faas 2, 4, T Plösch 2, SS Scherjon 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Jena, Abteilung Geburtshilfe, Placenta-Labor, Jena, Deutschland
  • 2University of Groningen, University Medical Center Groningen, Department of Obstetrics and Gynecology, Groningen, Niederlande
  • 3Praxisklinik am Anger, Kinderwunschzentrum (Fertility center), Erfurt, Deutschland
  • 4University of Groningen, University Medical Center Groningen, Immunoendocrinology, Division of Medical Biology, Department of Pathology and Medical Biology, Groningen, Niederlande

Zielsetzung: Extrazelluläre Vesikel (EV) werden von einer Vielzahl von Zellen gebildet und kommen sowohl im gesunden als auch erkrankten Organismus vor. Synzytiotrophoblastäre extrazelluläre Vesikel (STBEV) sind potentiell an der immunologischen Anpassung des maternalen Organismus an den semi-allogenen Fötus beteiligt, stehen aber auch unter Verdacht Präeklampsie-förderlich zu sein. Häufig werden STBEV in aktivierende Mikropartikel und Toleranz-induzierende Exosomen unterteilt. In der vorliegenden Studie konzentrierten wir uns auf den Einfluss von plazentaren Mikorpartikeln und Exosomen auf humane Lymphozyten, um ihren Einfluss auf die immunologischen Anpassungen während der gesunden und präeklamptischen Schwangerschaft zu untersuchen.

Materialien/Methoden: Mikrovesikeln und Exosomen wurden nach ex vivo Perfusion gesunder und präeklamptischer Plazenten aus den Perfusaten isoliert. Anschließend wurden Vollblutproben gesunder Nulligravida mit Mikrovesikeln oder Exosomen stimuliert und T-Zell Subtypen, NK-Zellen und NKT-Zellen durchflusszytometrisch analysiert.

Ergebnisse: Die Stimulation von Vollblut mit Mikrovesikeln und Exosomen aus normalen Plazenten induzierte die Aktivierung (CD96 Expression) von CD8- und CD8+ T-Zellen, regulatorischen (FoxP3) und Gedächtnis- (CD45RO) T-Zellen sowie Zytotoxizität von NKT-Zellen und CD16+CD56++ NK-Zellen. Der exosomale Einfluss war stärker als der der Mikrovesikel. Mikrovesikel und Exosomen von präeklamptischen Plazenten waren nicht in der Lage den gleichen toleranten Lymphozytenphänotyp zu induzieren.

Zusammenfassung: Während der normalen Schwangerschaft produziert die Plazenta Mikrovesikel und Exosomen, welche die maternale Toleranz gegenüber dem Fetus unterstützen und einen Gedächtniseffekt in regulatorischen T-Zellen hervorrufen. Präeklamptische Vesikel scheinen diese Fähigkeiten verloren zu haben, was ein Defizit regulatorischer Lymphoyzten verursacht und somit die verstärkten Entzündungsprozesse im maternalen Körper ermöglicht. Der stärkere exosomale Effekt liegt möglicherweise an einer teilweise unterschiedlichen molekularen Ladung der beiden Vesikeltypen.