Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P189
DOI: 10.1055/s-0036-1593052

Neue perineale Injektonstechnik zur Lokalanästhesie des Nervus pudendus für diagnostische Eingriffe und zur Therapie

S Weinschenk 1, 2, MW Hollmann 3 T Strowitzki 4, Heidelberg University Neural Therapy Education and Research group (The HUNTER group)
  • 1Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • 2Praxis Dres. Weinschenk, Scherer & Kollegen, Praxis für Frauenheilkunde und Naturheilverfahren, Karlsruhe, Deutschland
  • 3AMC Amsterdam, Dept. of Anesthesiology, University of Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
  • 4Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Abt. Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Injektionen mit Lokalanästhetika an den Nervus pudendus werden im Vulvabereich zur perioperativen Anästhesie bei diagnostischen Eingriffen und therapeutisch, z.B. bei Vulvodynie, eingesetzt. Wir stellen eine neue, einfach durchzuführende perineale Injektionstechnik vor.

Materialien: 0,4 × 40 mm Nadel, 5 ml Lokalanästhetikum (LA), z.B. 1% Lidocain, 1% Procain.

Methoden: In einer Fallserie analysierten wir insgesamt 105 Injektionen an den N. pudendus mit 1% Procain bei 20 Patientinnen in mehreren aufeinander folgenden Sitzungen. Die Injektionsnadel wird dabei 1 – 2 cm lateral vom dorsalen Introitus vaginae angesetzt und nach Aspiration mittels einer „Stop-&-Go-Technik“ voranbewegt. Dabei wird jeweils eine geringe Menge LA appliziert und die Nadel nach Erreichen der Anästhesie der jeweiligen Schicht schrittweise weiter in die Tiefe bewegt. So konnten 5 ml LA beschwerdearm appliziert werden. Primärer Endpunkt der Analyse war die Anästhesie im Versorgungsgebiet des N. pudendus, sekundärer Endpunkt die Schmerzhaftigkeit der Injektion.

Ergebnisse: In 93 von 105 Injektionen (88,6%) wurde mit einer Injektion eine vollständige perineale Anästhesie erreicht. 12 Injektionen mussten wiederholt werden und wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Der durchschnittliche Injektionsschmerz (visuelle Analogskala, VAS 0 – 100) war 26,8 (95% CI: 7,2 – 46,4). Je höher das Alter (beta 0,33, p < 0,01) und die Anzahl vergangener Injektionen (ß= 0,35, p < 0,01) desto geringer war der Injektionsschmerz. Weder BMI, die Anzahl, Seite vorangegangener Injektionen noch die Reihenfolge der Injektion hatten Einfluss auf Anästhesie oder Injektionsschmerz. Es traten reversible vagovasale Reaktionen, aber keine ernsthaften Nebenwirkungen auf.

Abb. 1

Zusammenfassung: Die perineale Pudendusinjektion ist eine effektive und sichere Technik, die als Anästhesie bei diagnostischen (Vulvabiopsie) und wiederholten therapeutischen Injektionen (Pudendusneuralgie) sowie in der perinatalen Regionalanästhesie angewandt werden kann.