Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P197
DOI: 10.1055/s-0036-1593060

Konzeption und Entwicklung von mobilen Hard- und Softwarekomponenten zur Verbesserung der Schwangerenvorsorge in Ländern der 3. Welt

M Liefold 1, D Wagner 1, M Dück 1, E Göcmez 1, B Kinberger 1, P Gründel 1, E Gadegast 1, E Beck 1, T Schrader 1
  • 1Technische Hochschule Brandenburg, Fachbereich Informatik und Medien, Brandenburg, Deutschland

Zielsetzung: Die Senkung der Müttersterblichkeit als eines der Millenniumziele der WHO konnte in den Ländern südlich der Sahara nur in sehr begrenztem Umfang erreicht werden. So liegt diese z.B. in Kamerun gegenwärtig bei ca. 590 mütterlichen Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten (Deutschland 3 – 4). Während die Hauptursache der Müttersterblichkeit in Form von schwangerschaftsassoziierten Blutungskomplikationen nur durch eine Verbesserung der personellen Ausstattung und Ausbildung erreicht werden kann, könnte der zweithäufigste Ursachenkomplex mit schwangerschaftsinduzierten Hypertonien, Wachstumsretardierung und febrilen Erkrankungen durch eine strukturierte Schwangerenvorsorge rechtzeitig erkannt und beherrscht werden.

Materialien: Zur Verbesserung der Datenerhebung und -speicherung sowie der Implementierung einer algorithmischen Triagierung (Ersteinschätzung) der Vitalparameter, insbesondere in ländlichen Regionen, wurde eine mobile und robuste Hardwareapplikation auf der Basis preisgünstiger Bauteile (z.B. Einplatinencomputer wie Raspberry Pi) unter Nutzung erweiterbarer und indikationsspezifischer Sensoren (Elektrokardiogramm, Blutdruck, Blutzucker, etc.) entwickelt. Diese kann in Form eines kleinen Koffers auch unter widrigen Bedingungen transportiert und armiert mit einer autonomen Stromversorgung unabhängig von wechselnder Infrastruktur genutzt werden. Zur Absicherung (einer vorwiegend aufsuchenden) Schwangerenvorsorge wurde auf der Grundlage des deutschen Mutterpass eine Android-basierte Smart Phone Applikation erstellt. Diese kann sowohl on- als auch offline für Zwecke der Datenspeicherung genutzt werden.

Ergebnisse: Während die ersten Datenkoffer Ende März in einem Feldversuch im südlichen Indien erprobt werden, wird die Smart Phone Applikation gegenwärtig in die Landessprache übersetzt auf die regionalen Bedürfnisse angepasst.

Zusammenfassung: Mit der vorliegenden prototypischen Entwicklung mobiler Anwendungen zur elektronischen Dokumentation klinischer Daten in Ländern der Dritten Welt konnte ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Schwangerenvorsorge geleistet werden.