Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P225
DOI: 10.1055/s-0036-1593072

Der Einfluss einer Zystenentfernung an den Adnexen auf die ovarielle Reserve erhoben anhand des Anti-Müller Hormons – Abhängigkeit von Histologie, Größe und Operationsart

T Engler 1, K Rall 1, AF Taran 1, S Brucker 1, A Hartkopf 1, M Henes 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tuebingen, Deutschland

Vorangegangene Publikationen legen eine Verminderung der ovariellen Reserve nach einer Operation an den Adnexen nahe. Der Einfluss der zugrundeliegenden Erkrankung, Histologie, Größe und auch der Operationsart bleibt unklar. Zielsetzung dieser Arbeit war es, den Einfluss einer Operation am Adnex auf die ovarielle Reserve, erhoben anhand des Anti-Müller Hormons (AMH), genauer zu untersuchen.

Die AMH-Werte wurden mittels eines standardisierten enzyme-linked immunosorbent essay ermittelt. Außerdem wurde die Anamnese anhand eines standardisierten Fragebogen erhoben.

Zwischen 2010 und 2012 wurden 54 Patientinnen der Universitätsfrauenklinik mit einer oder mehreren Ovarialzysten unterschiedlicher Entitäten eingeschlossen. AMH-Werte wurde jeweils vor und nach der Operation bestimmt.

Die Patientinnen waren im Mittel 27 Jahre alt. Es zeigte sich über alle Histologien, Größen und Operationsarten verteilt eine signifikante Abnahme des AMHs von durchschnittlich 3,95 auf 3,16 ng/ml (p = 0,001). 79,6% der Zysten waren einseitig und bei über 90% wurde eine komplette Zystenexstirpation durchgeführt. Es zeigte sich bei den Follikelzysten (N = 22; p = 0,027), wie auch bei den Endometriosezysten (N = 8; p = 0,024) eine signifikante Reduktion, lediglich bei den Dermoiden nicht (N = 7; p = 0,282). Unter den anderen wurden zum Beispiel Zystadenome zusammengefasst (N = 17). Die Zystengröße lag zwischen 1,5 und 10 cm.

Die vorliegende Arbeit zeigt eine signifikante Abnahme der ovariellen Reserve nach einer Operation an den Adnexen. Zu klären bleibt, ob es sich tatsächlich um eine verminderte ovarielle Reserve oder eine Reaktion auf die Operation handelt. Jedoch sollte gerade bei jungen Frauen die Indikation zu einer Operation vorsichtig gestellt werden und eine organschonende Operation favorisiert werden, da – zumindest vorübergehend – eine Reduktion der ovariellen Reserve auftreten kann.