Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P276
DOI: 10.1055/s-0036-1593107

Ermittlung eines Cut-Off-Wertes der initialen Beta-HCG-Konzentration zur präoperativen Risikoeinschätzung einer notwendigen Salpingektomie bei Patientinnen mit Extrauteringravidität

K Nicolaus 1, J Jimenez Cruz 1, A Mothes 1, IB Runnebaum 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Jena, Jena, Deutschland

Material und Methoden: Über retrospektive Erhebung aller Patientinnen mit einer Extrauteringravidität, welche operativ an der Universitätsfrauenklinik Jena von 07/2010 bis 06/2015 versorgt wurden, sollten Parameter u.a. wie Alter, Schwangerschaftswoche, Symptome, Beta-HCG-Konzentration vor Operation und Risikofaktoren wie Endometriose, Chlamydieninfektion, IVF-Behandlung in Abhängigkeit der Operationsmethode Salpingotomie/-ektomie auf Signifikanz geprüft und ein operationabhängiger Cut-Off-Wert der Beta-HCG-Konzentration bestimmt werden.

Ergebnisse: Insgesamt erhielten 69,4% der 97 Patientinnen eine Salpingotomie und 29,6% eine Salpingektomie. Parameter wie Schwangerschaftswoche, Lokalisation der Extrauteringravidität, Vitalitäts- und Rupturstatus der Schwangerschaft unterschieden sich nicht signifikant. Die meisten Patientinnen stellten sich initial mit starken Unterbauchschmerzen und vaginalen Blutungen vor. In der Risikoanamnese ergaben sich keine Unterschiede bezüglich der Häufigkeit einer vorbestehenden Chlamydieninfektion, Aborte oder Extrauteringraviditäten in der Anamnese, vorhergehende IVF-Behandlungen oder der Nutzung eines Intrauterinpessars.

Patientinnen, welche eine Salpingektomie erhielten zeigten signifikant häufiger eine bekannte Endometriose (p = 0,05) und ein deutlich erhöhtes Beta-HCG im Serum (9338,3 mIU/ml vs. 3277,8 mIU/ml; p = 0,01). In der Gruppe der Patientinnen, welche eine initiale Salpingektomie erhielten traten signifikant weniger postoperative Komplikationen auf wie anämiebedingte Transfusionen, Methotrexatgabe bei Residuen oder revisionspflichtige Nachblutungen (p = 0,05).

Bei einem Cut-Off-Wert der initialen Beta-HCG-Serumkonzentration von 775 mIU/ml ergab sich eine Sensitivität einer möglichen Salpingektomie von 86,2% gegenüber einer Spezifität von 45,6%. Für diesen Cut-Off-Wert des Beta-HCGs ließ sich eine signifikante 5,2-fach erhöhte Risikowahrscheinlichkeit für eine Salpingektomie berechnen.

Zusammenfassung: Eine bekannter Endometriose sowie eine initiale Beta-HCG-Konzentration im Serum bei Patientinnen mit einer Extrauteringravidität ab 775mIU/ml erhöhen signifikant die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen Salpingektomie bei operativer Intervention. Patientinnen können somit präoperativ gesondert aufgeklärt werden.