Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P305
DOI: 10.1055/s-0036-1593119

Über den Einfluss des Wundabstriches in der Behandlung vulvärer Abszesse

F Hoellen 1, BM Skalski 1, A Rody 1, C Banz-Jansen 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, UKSH, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland

Abszesse der Vulva sind häufig. Allein 2% aller Frauen entwickeln einen Bartholinischen Abszess in ihrem Leben. Als operative Methoden hat sich die Marsupialisation durchgesetzt. Meistens erfolgt die Entnahme eines perioperativen Wundabstriches zur mikrobiologischen Erregerdiagnostik. In manchen Fällen folgt eine anschließende antibiotische Therapie.

Die vorliegende Studie hatte das Ziel, den Einfluss dieses Wundabstriches auf den weiteren Behandlungsverlauf zu untersuchen sowie Eigenschaften des Patientenkollektivs und der beteiligten Erreger zusammenzutragen. Hierfür wurden retrospektiv 201 vulväre Abszesse von 1999 bis 2012 ausgewertet.

Vulväre Abszesse traten in den meisten Fällen bei prämenopausalen, uni- oder nulliparen Frauen auf. Die Inzidenz ist über das Jahr verteilt gleich. Die in den Abszessen am meisten nachgewiesenen Erreger waren gramnegative Stäbchen- sowie anaerobe Bakterien. Das am häufigsten isolierte Bakterium war E. coli. Erreger von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie z.B. N. gonorrhoeae konnten nur ein einziges Mal nachgewiesen werden.

In den meisten Fällen wurde keine postoperative Behandlung mit Antibiotika unternommen. In den anderen Fällen erfolgte eine kalkulierte Behandlung ohne die mikrobiologische Auswertung abzuwarten. Häufig wurde dazu Flucloxacillin eingesetzt, welches dann, laut Antibiogramm, keine ausreichend bakteriostatische Wirkung hätte erzielen können. Abgesehen von Flucloxacillin hätten die anderen kalkulierten Antibiosen laut Antibiogram eine Wirksamkeit entfalten können.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Einfluss der mikrobiologischen Diagnostik auf den weiteren Behandlungsverlauf gering war. Vor dem Hintergrund des relativ stabilen Erregerspektrums über die Jahre, einer richtig gewählten kalkulierten Antibiose sowie der seltenen Beteiligung von Erregern sexuell übertragbarer Erkrankungen an vulvären Abszessen erscheint der Wundabstrich für den Behandlungsverlauf unproblematischer vulvärer Abszesse entbehrlich.