Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P407
DOI: 10.1055/s-0036-1593165

Intrauteriner Fruchttod durch B-Streptokokken (GBS) Sepsis, Fallbericht

D Jacoby 1, C Hübener 1, C Deppe 1, S Fürst 1, AW Flemmer 2, C Tympner 3, U Hasbargen 1
  • 1Frauenklinik der Ludwig-Maximillians-Universität, München, Deutschland
  • 2Kinderchirurgische Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital am Klinikum der Universität München, Perinatalzentrum Grosshadern, München, Deutschland
  • 3Pathologisches Institut der LMU München, München, Deutschland

Eine 34-jährige G2 P1 stellte sich in der 38+6 SSW mit seit 5 Stunden bestehender endogener Wehentätigkeit vor. Die Patientin war im Zustand nach Spätabort unklarer Genese bei Gemini in der 23. SSW. Bei Aufnahme war der Muttermund 5 cm offen, die Fruchtblase stand noch. Bei unklarer Herztonableitung wurde eine sonographische Kontrolle durchgeführt. Hierbei wurde eine fetale Asystolie bzw. der V.a. Restmuskelaktivität festgestellt. Die Patientin berichtete glaubhaft, dass sie Kindsbewegungen noch kurz vor Aufnahme verspürt hatte, sodass die Indikation zur Notsectio gestellt wurde.

Das 4000 g schwere reife Neugeborene zeigte trotz kardiopulmonaler Reanimation keine Lebenszeichen. Der Nabelschnur-pH (6,68), der Base-excess (-22,4) und die Kaliumwerte (9 mmol/l) sprachen dafür, dass das Kind schon vor der Kreißsaalaufnahme verstorben war. 12h postpartal entwickelte die Patientin eine akute Sepsis mit schwerer Atonie. Im Rahmen der Revision konnte nur unter massiver Uterotonikagabe, Substitution von Gerinnungs- und Blutprodukten sowie der Durchführung von B-Lynch-Nähten eine Hysterektomie vermieden werden.

Die bakteriologischen Abstriche, die im Rahmen der Sectio abgenommenen wurden, erbrachten den Nachweis von Streptokokken der Gruppe B. In der durchgeführten Obduktion des Feten fand sich eine frische ausgedehnte, fibrinös-eitrige Aspirationspneumonie in allen Lungenlappen mit fokalem Nachweis von grampositiven Kokken.

Das GBS Screening wird laut Leitlinie zwischen der 35+0 SSW und der 37+0 SSW empfohlen. Eine Antibiotikatherapie mit Penicillin G wird bei positivem Abstrich ab Wehenbeginn oder Blasensprung empfohlen. Ob das durch B-Streptokokken verursachte Amnioninfektionssyndrom dieser Schwangerschaft durch eine rechtzeitige antibiotische Therapie hätte vermieden werden können bleibt ungeklärt. Trotzdem unterstreicht dieser tragische Fallbericht die Dringlichkeit eines konsequenten präpartalen Screenings aller schwangeren Frauen.