Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P408
DOI: 10.1055/s-0036-1593166

Case report: Schweres HELLP-Syndrom in der 22. SSW und Prolongation durch hochdosierte Kortisontherapie

C Mösinger 1, S Diederichs 1, H Creutz 1, O Geist 1, K Ertan 1
  • 1Klinikum Leverkusen, Gynäkologie und Geburtshilfe, Leverkusen, Deutschland

32-jährige Primigravida in der 21+5 SSW mit klinischen und laborchemisch manifestem HELLP-Syndrom und dramatisch progredientem Krankheitsverlauf. Bei Aufnahme zeigten sich mäßige Ödeme, sowie hyperreflexive Muskeleigenreflexe. Sonographisch ergab sich kein Anhalt auf eine Retardierung des männlichen Feten (24. Perzentile). Dopplersonographisch waren die Widerstände der Aa. uterinea beidseits erhöht mit Notching und hochpathologischem Flussmuster. Fetal fiel ein erhöhter Widerstand in der A. umbilicalis ohne Zeichen fetaler Zentralisation auf.

Die Patientin entschied sich zu einem Prolongationsversuch der Schwangerschaft mit hochdosierter intravenöser Kortisongabe. Die Patientin erhielt eine Stosstherapie mit 1 g Solu-Decortin® (Prednisolon), in den Folgetagen erhielt die Gravida eine Erhaltungsdosis von 32 mg Solu-Decortion®, welche im Verlauf ausgeschlichen wurde. Zur Konvulsionsprophylaxe erhielt die Patientin Magnesiumsulfat (1 g/Stunde). Unter der Kortisontherapie kam es zu einem Anstieg der Thrombozytenzahl in den Referenzbereich, die Leberwerte waren ebenfalls auf Normalwerte rückläufig. Die Patientin entschied sich für eine fetale Maximaltherapie ab 23+0 SSW. In der 23+2 SSW fiel ein eingeengtes bis silentes CTG ohne Dezelerationen auf. In der sonographischen Kontrolle zeigte sich ein abflachendes fetales Wachstum (8. Perzentile). Die dopplersonographische Untersuchung ergab Zeichen deutlicher fetaler Zentralisierung. In Folge dessen wurde die Indikation zur Entbindung per primärer Sectio caesarea gestellt.

Postpartal ergaben sich maternal bezüglich eines HELLP-Syndroms auch nach Absetzen des Kortisons laborchemisch und klinisch keine Auffälligkeiten.

Das Neugeborene war zum Zeitpunkt der Erstellung des Abstracts intubiert an der high-flow Beatmung stabil. Weitere typische Komplikationen bei extremer Frühgeburtlichkeit traten bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht auf.

Schlussfolgerung: Bei einem early-onset HELLP-Syndrom kann ein Prolongationsversuch mit Kortison diskutiert werden. Zukünftige Studien sollten hier weitere Ergebnisse liefern.