Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P465
DOI: 10.1055/s-0036-1593176

Maternale Bradykardie unter der Geburt – Die peripartale Kardiomyopathie

C Westermann 1, F Markfeld-Erol 1, M Kunze 1, J Kalbhenn 2, H Prömpeler 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Anästhesiologie, Freiburg, Deutschland

Eine 26-jährige GIII/PII in der 38+4. SSW wählt nach Blasensprung und bei beginnender Wehentätigkeit den Notruf. Während des Transports in das periphere Krankenhaus fällt per Zufall eine maternale Bradykardie (34/min) auf und im EKG ein AV-Block III°. Nach Ankunft im Kreißsaal der peripheren Klinik, Start einer Fenoterol-Tokolyse bei einer Muttermundseröffnung von 4 cm zum Zwecke der Verlegung. Daraufhin Anstieg der maternalen HF (53/min). Die Patientin wird per Helikopter auf die anästhesiologische Intensivstation der Universitätsklinik Freiburg verlegt. In der Anamnese finden sich keine Auffälligkeiten oder Vorerkrankungen. Die Schwangerschaft war komplikationslos verlaufen. Die Patientin hat 2 Kinder spontan geboren 2008 & 2011. Zum Zeitpunkt der Aufnahme ist die Patientin wach und adäquat. Der Blutdruck liegt bei 110/60 mmHg, die Herzfrequenz bei 53/min. Im Aufnahmelabor zeigt sich ein erhöhtes ProBNP (1086pg/ml). Implantation eines temporären Schrittmachers durch die Intensivmediziner. Daraufhin liegt die Herzfrequenz bei 80/min. Die Patientin kann nun in den Kreißsaal transportiert werden. Dort wird die Tokolyse abgesetzt und es kommt nach rascher Eröffnungs- und Austreibungsperiode zu einer komplikationslosen Spontangeburt (APGAR 9/10/10, NapH 7,34). Am 1. Tag postpartal wird durch die Kardiologen eine Echokardiografie durchgeführt. Hierbei zeigt sich eine reduzierte Ejektionsfraktion von 35% und eine mittelgradig reduzierte LV-Funktion. Es wird die Diagnose einer Peripartalen Kardiomyopathie gestellt. Daraufhin Implantation eines permanenten 2-Kammer-Schrittmachers und Beginn einer Therapie mit Bromocriptin, Metoprolol, Captopril, und Eplerenon. Entlassung der Patientin nach Hause am 9. Tag postpartal in subjektivem Wohlbefinden. 3 Monate später werden normal dimensionierte Herzhöhlen und nur noch eine leichtgradig reduzierte LV-Funktion gesehen mit einer EF von 45%.