Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P475
DOI: 10.1055/s-0036-1593186

Eine frühzeitige Insulintherapie bei Gestationsdiabetes erhöht die Rate an Small-for-gestational-age-(SGA)-Kindern in der Gruppe der mit Insulin therapierten Frauen nicht

F Weschenfelder 1, T Groten 1, E Schleußner 1
  • 1Universitätsklinikum, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Geburtshilfe, Jena, Deutschland

Zielsetzung: Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes empfiehlt die Einbeziehung sonografischer Parameter in die Therapieentscheidung. Die Zielbereiche für die Blutglukose in der Stoffwechseleinstellung werden an das Wachstum des Feten angepasst. Entsprechend liegen die Zielbereiche der Blutglukose bei Patientinnen deren Feten einen Abdomenumfang über der 75. Perzentile aufweisen niedriger, und bei Wachstum unterhalb der 10. Perzentile höher, als bei normosom wachsenden Kindern. Die Leitlinie empfiehlt eine Einstellung auf Insulin erst, wenn 50% der Messwerte oberhalb des Zielbereiches liegen. Die therapiebedingte Erhöhung der Rate an SGA-Kindern soll dadurch verhindert werden. Bei makrosom wachsenden Kindern kommt dann die Therapie aber möglicherweise zu spät. In unserem Kompetenzzentrum erfolgt die Indikation zur Insulintherapie bei drei Werten oberhalb des Zielbereiches an mindestens zwei verschiedenen Tagen im Wochenverlauf. Bei Wachstum < 10. Perzentilen erfolgt die Einstellung im gehobenen Zielbereich. Überprüft wurde das perinatale Outcome im Kollektiv, insbesondere unter Berücksichtigung der Rate an SGA-Kindern in der Gruppe mit Insulin im Vergleich zur Gruppe ohne Insulin.

Methode: Prospektive Beobachtungsstudie der Schwangerschaften bei 142 Patientinnen mit Gestationsdiabetes, die 2013 an unserem Kompetenzzentrum für Diabetes und Schwangerschaft behandelt wurden.

Ergebnisse: Von 142 Patientinnen erhielten 71 eine Insulintherapie. Die Rate an SGA-Kindern (9,2% vs. 4,6%), large-for-gestational-age-(LGA)-Kindern (6,2% vs. 10,8%), Sektiones (39,4% vs. 33,3%) und indizierten Einleitungen (29,5% vs. 31,7%) unterschieden sich in den Gruppen nicht signifikant.

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein modifiziertes Betreuungsregime mit strenger Indikation zur Insulintherapie die Rate an wachstumsretardierten Kindern nicht erhöht.