Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P506
DOI: 10.1055/s-0036-1593200

Notfallmäßige Vorstellung im Kreißsaal – klare Diagnose oder maternale Sorge?

C Baur 1, F Thangarajah 1, P Mallmann 1, V Kirn 1
  • 1Universitätsklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Notfallmäßige Patientenvorstellungen im Kreißsaal gehören zum medizinischen Alltag unserer Frauenklinik. Die geschilderten Beschwerden sind dabei manchmal diffus. Bei einem großen Anteil der Vorstellungen kann keine konkrete Diagnose erhoben werden. Ziel der Studie ist eine Evaluation der Vorstellungsgründe sowie die Frage, in wie vielen Fällen eine medizinische Diagnose erhoben werden konnte oder vielleicht verpasst wurde.

Methode: Im Rahmen einer prospektiven Fragebogen-Studie wurden schwangere Patientinnen ab der 20+0 SSW gebeten bei Aufnahme in der KRS-Ambulanz Fragen zu individuellen Vorstellungsgründen und medizinischen Maßnahmen zu beantworten. Der Verlauf der ambulant geführten Patientinnen wurde durch telefonische Abfrage beim Facharzt und unseres Dokumentationssystems überprüft.

Ergebnisse: Bisher konnten 268 Patientinnen in die noch rekrutierende Studie eingeschlossen werden. Unter den Patientinnen waren 44% Primigravida, 24% Sekundigravida und 32% Multipara (≥3 Schwangerschaften). 28,3% waren zwischen der 20+0 – 29+6 SSW, 40,9% waren zwischen 30+0 und 36+6 SSW, 24,4% befanden sich zwischen 37+0 und > 40 SSW. Zu den häufigsten Vorstellungsgründen gehören mit 28,3% Schmerzen, gefolgt von der Cervixinsuffizienz (19,7%). Der Aspekt „Sonstiges“, macht rund 36% der angegebenen Beschwerden aus. Von den Patientinnen, die mit einer Facharzt-Einweisung-/Überweisung kamen, wurden 45,1% stationär aufgenommen und 53,1% nach Hause entlassen. Unter den Patientinnen, die ohne Einweisung vorstellig wurden, sind 17,3% stationär aufgenommen worden, 77,4% konnten ambulant geführt werden.

Schlussfolgerung: Bei einer großen Zahl der Patientinnen bestand keine medizinische Indikation zur stationären Behandlung oder weiteren Intervention. Der große Anteil der Primigravida weist darauf hin, dass maternale Unsicherheit/Sorge in der ersten Schwangerschaft eine wichtige Rolle bei dem Bedürfnis nach medizinischer Abklärung spielt.