Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P533
DOI: 10.1055/s-0036-1593210

Prädiktiver Nutzen wiederholter Messungen der Zervixlänge bei Schwangeren mit drohender Frühgeburt

B Yazdi 1, P Wagner 1, M Heidemeyer 1, H Abele 1, M Hoopmann 1, KO Kagan 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Tübingen, Pränatalmedizin, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Im Vergleich zur Messung der Zervixlänge bei Erstmanifestation aufgrund symptomatischer vorzeitiger Wehentätigkeit soll der prädiktive Nutzen repetetiver Messungen evaluiert werden.

Material und Methoden: Retrospektive Studie bei Schwangeren (Einlingsschwangerschaft, 24.-33.+6 SSW) mit symptomatischer vorzeitiger Wehentätigkeit, die sich in der Universitäts-Frauenklinik Tübingen vorstellten.

Die vaginalsonographische Messung der Zervixlänge erfolgte bei Aufnahme und wurde nach einigen Tagen wiederholt. Mittels Regressionsanalyse soll bestimmt werden, welche Messung die höhere Wertigkeit im Screening auf eine Frühgeburt innerhalb von 14 Tagen und vor 34+0 SSW besitzt.

Ergebnisse: 305 Schwangerschaften erfüllten die Einschlusskriterien. Das mittlere Gestationsalter bei Erstvorstellung lag bei 29,0 SSW, die Folgemessung wurde 3,6 Tage später durchgeführt. Die Zervixlänge betrug bei Erstvorstellung 19,1 mm. 17 Patientinnen wurden innerhalb von 14 Tagen und 27 vor der 34+0 SSW entbunden. Mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Zielgrößen und beiden Zervixlängenmessungen sowie der Differenz der beiden Messungen.

Die ROC-Kurvenanalyse zeigte, dass die Detektionsrate bis zu einer Falsch-Positivrate von 20% durch Verwendung der zweiten Zervixlängenmessung oder durch zusätzliche Berücksichtigung der Differenz beider Längen gesteigert werden konnte. So lag die Detektionsrate bei einer Falsch-Positivrate von 10%, was einer Zervixlänge von 10 bzw. 9 mm bei der ersten und zweiten Messung entsprach, bei 17,6% mit der ersten Zervixlängenmessung, bei 47,0% mit der zweiten Messung und bei 52,9% wenn die Differenz berücksichtigt wurde.

Zusammenfassung: Die vaginalsonographische Bestimmung der Zervixlänge ist bei Frauen mit symptomatischer vorzeitiger Wehentätigkeit zum Risikomanagement drohender Frühgeburtlichkeit essentiell. Eine wiederholte Messung der Zervixlänge ist als prognostischer Marker einer Einzelmessung überlegen.