Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P571
DOI: 10.1055/s-0036-1593231

Das venöse Nabelschnuraneurysma – eine Indikation zur Sectio?

T Kaleta 1, P Balan 1, N Krawczyk 1, T Fehm 1, G Bizjak 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Hintergrund: Das venöse Nabelschnuraneurysma ist eine seltene, pränatale Diagnose mit intraamnialer Blutung und Umbilicalvenenthrombose als Hauptrisiken. In der Literatur wurden nur wenige Fälle von venösen Nabelschnuraneurysmen beschrieben und es gibt derzeit keine einheitliche Empfehlung zum Geburtsmodus bei dieser Anomalie. Wir stellen einen Casus mit einem präpartal diagnostizierten Nabelschnuraneurysma vor.

Casus: Bei einer 4. Gravida, 1. Para in der 39+1. SSW wird bei beginnender Wehentätigkeit eine Sonografie durchgeführt. Neben einer zeitgerecht entwickelten Einlingsgravidität (2. SL, SG 3865 g, Vorderwandplazenta Gr. I°, umbilikaler Doppler unauffällig) wird hier eine deutliche Erweiterung eines Nabelschnurgefäßes ohne pulsatilen Fluss (40 mm x 32 mm x 25 mm) festgestellt. Der bisherige Schwangerschaftsverlauf, samt der drei Trimesterscreenings, war unauffällig. Anamnestisch bestand Z.n. einer Vakuumextraktion 10/2011 und zwei Frühaborten. Nach entsprechender Beratung und Aufklärung wird bei Verdacht auf ein venöses Nabelschnuraneurysma die sekundäre Sectio caesarea durchgeführt. Intraoperativ bestätigt sich die Diagnose. Kindliche Daten: männlich, APGAR 9/10/10, pH(a) 7,35, BE -2 mmol/l, 3855 g, grünliches Fruchtwasser, postnatal sind keine Auffälligkeiten beim Kind festzustellen.

Diskussion: Die aktuelle Literatur zeigt lediglich Fallbeispiele eines venösen Nabelschnuraneurysmas. Insbesondere in Verbindung mit arteriellen Nabelschnuraneurysmen wird eine Assoziation mit der fetalen Trisomie 18 beschrieben. Neben Empfehlungen einer frühzeitigen Entbindung ab der 35+0. SSW per Sectio caesarea, existiert auch ein Fallbericht eines IUFT in der 41. SSW unter Wehentätigkeit.

Eine Empfehlung zum Geburtsmodus bei präpartaler Diagnose eines venösen Nabelschnuraneurysmas kann hieraus nicht abgeleitet werden. Aus unserer Sicht empfehlen wir bei ansonsten unauffälligem Schwangerschaftsverlauf eine elektive Entbindung ab der 37+0. SSW per Sectio caesarea zur Risikoreduktion einer Blutung oder eines thrombotischen Ereignisses.