Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV001
DOI: 10.1055/s-0036-1593238

Adulte Granulosazelltumoren: FOXL2-Mutation als Grundlage zur Bereinigung bisheriger Studienkollektive und kritischen Analyse derzeitiger Behandlungskonzepte

K Zaby 1, MK McConechy 2, A Färkkilä 3, HM Horlings 2, A Talhouk 2, L Unkila-Kallio 3, HS van Meurs 4, W Yang 2, N Rozenberg 2, N Andersson 5, S Bryk 3, R Bützow 6, JBG Halfwerk 7, GKJ Hooijer 7, MJ van de Vijver 7, MR Buist 4, GG Kenter 4, SY Brucker 1, B Kraemer 1, A Staebler 8, MCG Bleeker 7, M Heikinheimo 5, 9, CB Gilks 2, M Anttonen 3, 10, DG Huntsman 2, 11, S Kommoss 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 2Department of Pathology and Laboratory Medicine, University of British Columbia, Vancouver, Kanada
  • 3University of Helsinki and Helsinki University Hospital, Helsinki, Finnland
  • 4Centre of Gynaecologic Oncology Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
  • 5University of Helsinki and Helsinki University Hospital, Children's Hospital, Helsinki, Finnland
  • 6Helsinki University Hospital, Department of Pathology, Helsinki, Finnland
  • 7Department of Pathology, Academic Medical Center, Amsterdam, Niederlande
  • 8Institute of Pathology, Tuebingen University Hospital, Tübingen, Deutschland
  • 9Department of Pediatrics, Washington University School of Medicine, St. Louis Children's Hospital, St. Louis, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 10Helsinki University Hospital, Department of Clinical Chemistry and Hematology, Helsinki, Finnland
  • 11Department of Obstetrics and Gynaecology, University of British Columbia, Vancouver, Kanada

Hintergrund: Die histopathologische Diagnostik adulter Granulosazelltumoren (aGCT) beruht auf der Begutachtung morphologischer und immunhistochemischer Kriterien. Aufgrund bislang nicht verfügbarer tumorspezifischer Marker kann die Begutachtung entsprechender Tumoren auch für den erfahrenen Pathologen in manchen Fällen eine Herausforderung darstellen. Im Jahre 2009 wurde eine für aGCT spezifische Mutation im FOXL2-Gen beschrieben. Ziel dieser Arbeit war es die Bedeutung der FOXL2-Mutationstestung in einem großen Kollektiv ursprünglich als aGCT diagnostizierter Tumoren zu untersuchen.

Material und Methoden: Etablierung eines Studienkollektives bestehend aus 336 adulten Granulosazelltumoren durch Rekrutierung in drei gynäko-onkologischen Zentren (Amsterdam, Helsinki, Tübingen). Sämtliche Originaldiagnosen wurden gemäß morphologischer und immunhistochemischer Kriterien gestellt. FOXL2-Mutationsanalyse mittels TaqMan Assay, abschließend spezialisierte Zweitbegutachtung sämtlicher FOXL2-negativer Fälle.

Ergebnisse: Bestätigung der Originaldiagnose „aGCT“ durch Nachweis der FOXL2-Mutation in 76% aller Fälle (256/336). In den verbleibenden 24% wurden 63/80 (79%) aller Originaldiagnosen revidiert (Andere Keimstrang-Stromatumore: n = 32; Epitheliale Tumore: n = 29; Andere: n = 2). Bei 72% aller krankheitsbedingten Todesfälle handelt es sich in den ersten 5 Jahren nach Diagnose um Fälle mit revidierter Originaldiagnose. Für das Gesamtüberleben konnte zwischen der Gruppe mit bestätigter Diagnose „aGCT“ (trotz Rezidiven in 28% aller Fälle) und einer altersangepassten Kontrollgruppe kein statistisch signifikanter Unterschied gezeigt werden.

Diskussion: Sämtliche bis zum heutigen Tage verfügbaren Daten und Therapieempfehlungen zur Diagnose „adulter Granulosazelltumor“ beruhen unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse höchstwahrscheinlich auf Studienkollektiven, in denen bis zu 20% fälschlicherweise als aGCT diagostizierte Fälle enthalten waren. Vor diesem Hintergrund müssen bisherige Erkenntnisse kritisch hinterfragt werden, insbesondere sollte das Potential rein chirurgischer Therapiekonzepte und die auch in der Rezidivsituation gute Prognose der Erkrankung berücksichtigt werden.