Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV013
DOI: 10.1055/s-0036-1593250

Der Einfluss von Blutverlust bei einer Sectio caesarea auf das Gerinnungssystem

V Kuhnt 1, MC Thomassen 2, T Hackeng 2, E Stickeler 3, SD Costa 1, S Tchaikovski 1, 3
  • 1Otto von Guericke Universität, Magdeburg, Deutschland
  • 2University of Maastricht, Maastricht, Niederlande
  • 3Uniklinik RWTH, Aachen, Deutschland

Hintergrund: Venösen Thrombosen und Lungenembolien sind führende Ursachen schwangerschaftsbedingter Morbidität und Mortalität. Postpartal besteht ein 5-fach erhöhtes Thromboserisiko im Vergleich zur Schwangerschaft, welches nach einer Sectio caesarea sowie nach einem vermehrten Blutverlust weiter ansteigt. Die Mechanismen der Entwicklung eines prothrombotischen Zustandes bei vermehrtem Blutverlust sind bis dato unklar.

Methoden: Die Funktion des Gerinnungssystems sowie der wichtigsten Gerinnungshemmer-Pathways wurden mittels Thrombingenerierung-basierten Assays in den prä- und postoperativen Blutproben von 50 Schwangeren (Alter 30,7 ± 4,4 Jahre) in der 38,5 ± 0,7 SSW untersucht, welche sich zu primärer Sectio caesarea in der UFK Magdeburg vorstellten. Der Blutverlust wurde subjektiv und objektiv (Auswiegen der OP-Tücher/Sauger-Inhalt und „one-compartmental biometric method“) evaluiert und mit den Veränderungen im Gerinnungssystem korreliert.

Ergebnisse: Der intraoperative Blutverlust führte zu einer geringen Absenkung des Endogenes Thrombin Potenzials (ETP) im Plasma: ΔETP -4% (95% CI: -4%;-2%) unmittelbar postoperativ und -5% (95% CI: -7%;-2%) 6 Stunden danach. In Anwesenheit vom aktivierten Protein C (APC) stieg das ETP signifikant an: ΔETP+APC-Anstieg postoperativ um 54% (95% CI: 28%; 80%) bzw. nach 6 Stunden um 96% (95% CI: 48%;144%). Veränderungen im Gerinnungssystem nahmen in Abhängigkeit vom postoperativen Hb-Abfall < 10%; 10 – 20%, > 20% zu. Beide objektive Methoden der Blutverlustmessung zeigten eine gute Korrelation (Pearson Koeffizient = 0,56), korrelierten jedoch nicht mit subjektiver Blutverlustschätzung.

Diskussion: Die milde postoperative ETP-Minderung reflektiert eine Blutverlust-bedingte Senkung/Normalisierung der präpartal erhöhten Gerinnungsfaktoren. Der ETP+APC-Anstieg weist auf eine Funktionsbeeinträchtigung der bereits in der Schwangerschaft erniedrigten Gerinnungshemmer (Protein S, TFPI und APC) hin. Der entstandene ausgeprägte Gerinnungshemmer-Mangel erklärt das erhöhte Thromboserisiko nach einer Sectio caesarea mit vermehrtem Blutverlust.